Der Schrifsteller Lewis Carroll brachte es in seinem Buch „Alice im Wunderland“ (1865) auf den Punkt: Alice erkundigt sich bei der Katze nach dem Weg und erhielt folgende Nachfrage: „Wohin willst du denn?“ Alice musste gestehen: „Ich weiß es nicht.“ Und nun ein Satz der Katze, be-merkens-wert: „Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es auch egal, wohin du gehst.“ Das gilt sicherlich auch für unseren Yoga- oder Lebensweg: Wohin willst du? Ebenso ist sicher, dass fast jede persönliche Antwort auf diese Frage berechtigt und gut ist. Dieser Artikel will dich aber an das Erinnern, was die „Pioniere des Yoga“ im Blick hatten:
Patanjali nannte das Ziel der Yogapraxis „Samadhi“. Ganz am Anfang seiner Schrift „die Yoga Sutras“ erklärte er, dass die Voraussetzung dafür das „Zur-Ruhe-Kommen des Geistes“ sei: Wenn unser Geist schweigen lernt, öffnen sich Tore zu einem höherem Bewusstsein jenseits unseres alltäglichen Klein-Kleins und Arbeitens und Kämpfens.
Frei dem Philosophen G.W.F Hegel („Phänomologie des Geistes) nachgesprochen: Das Göttliche kann sich im menschenlichen Geist seiner selbst bewusst werden und sich erfahren. Mit Patanjali ergänzen wir: Ja, wenn unser Geist einmal zur Ruhe kommt…
Und dieses „Höhere“ oder „Göttliche“ ist in uns selbst zu finden – nicht da draußen und nicht in irgendeiner Institution. Im Yoga wird es „Anandamaya Kosha“ genennannt: Verbindende Liebe, verbindendes Bewusstein, das Gute, das Wahre das Schöne. Der Psychologe Abraham Maslow hat gegen Ende seines Lebens seiner „Bedürfnispyramide (des Menschen)“ kurz vor seinem Tod im Jahre 1970 das Thema „Transzendenz“ ergänzt.
Samadhi, Transzendenz, Bewusstsein, Verbindung – das ganz menschliche Streben auch im Yoga. Manchmal verliert sich dieser „spirituelle Drive“ im Äußeren: Mehr Geld, mehr Anerkennung, mehr Statussymbole – mehr Konkurrenz und mehr Kampf: Schneller, höher und weiter, besser und mehr und Gier. Leiden, wenn sich das alles nicht erfüllt. Das ist alltäglich im Privaten, in der Politik und in der Wirtschaft zu finden. Und wir merken, dass das nur kurzfristig hilft und das Ziel unerreichbar bleibt – der Esel trabt der vorgehaltenen Karotte nach.
Das, was wir suchen, finden wir nur in uns und es ist zugleich größer als wir selbst. Wie ist der Weg dorthin?
Für Patanjali waren es die „Bewegungen“ im Geist, die Unruhe erzeugen. Nunja, wir kennen das: Unser Geist ist manchmal ein „Affengeist“ und springt von hier nach da. Gefühle bestimmten unser Denken und umgekehrt. Viele von uns wünschen eine Pause davon und bemerken, wie wohltuend das sein kann. Wir wissen auch, dass diese Unruhe sich in körperlichen Symptomen äußern kann.
Also, welche Tipps hat Patanjali für uns, um zur Ruhe zu kommen?
- Lebe ein ethisch korrektes Leben: Prüfe deine Angewohnheiten im Umgang mit dir selbst und anderen. Denke über die Yamas und Niyamas nach und setzte dir Ziele. Ein Leben in Konflikten ist ein unruhiges Leben.
- Pflege deinen Köper und halte ihn (auch energetisch) gesund: Hatha-Yoga, Pranayama, Kundalini-Yoga, Ernährung. Körperliche Unausgeglichenheit führt zur Unruhe.
- Korrigiere Angewohnheiten deines Geistes (Gefühle, Gedanken): Nutze die Konzentrationsübungen oder Mantras, um den Zustand der Meditation zu erfahren. Ein Springen des Geistes führt zur Unruhe.
Ich hoffe, dass du nun genauer dein Ziel finden kannst, die Übungen in der Yogastunde besser einordnen und vielleicht für dich besser praktizieren kannst. Mehr zu Pantanjali findest du hier.
Om Shanti!