Yoga versteht sich selbst als Wissenschaft. Lange Zeit hat man Körper und Geist untersucht und Übungen gefunden, ganzheitlich Gutes zu tun. Das Mantra SoHam beschäftigt sich mit dem „inneren Raum“, der sich bewusst erfahren lässt.
Derzeit wird viel gesprochen, von den Blasen oder Bubbles, in denen wir im virtuellen Raum der Internets, vor allem in den Social Media Bereichen befinden. Algorithmen speichern unser Verhalten vor dem Gerät und ziehen Rückschlüsse auf das, was uns interessieren könnte. Und allmählich beginnen unsere Apps und Browser, uns dazu passende Angebote zu machen. Unsere Wahrnehmung der unendlichen Themenfülle des www verengt sich auf unsere Bereiche: Wir befinden uns in einer „Blase“, in einem virtuellen, sehr begrenzten Raum, dessen Enge wir oft übersehen. Und so lesen wir doch gerne wieder mal eine Zeitung oder zappen im Fernsehprogramm umher – um auf Neues zu stoßen.
Wir genau hinschauen, sind wir es selbst, die diese „Blase“ erzeugen – unser Internet spiegelt uns quasi uns selbst: Zeig mir dein Internet und ich weiß, wer du bist… Und genau genommen befinden wir Menschen uns immer, auch offline ohne ohne www in unsere Blase der Wahrnehmung, Deutung und Wertung. Und Bewusstsein bedeutet an dieser Stelle, dass wir das wissen: Unsere eigenen Erfahrungen, unser Wissen, unsere Moral, unsere Ethik, unsere körperlichen Wahrnehmungen gehören erst einmal nur zu uns selbst – oft genug gehen wir davon aus, dass unser Innenleben selbstverständlich ist und von allen anderen Menschen geteilt wird…
Der Buddhismus nennt es „Anhaftung“, wenn wir uns selbst mit diesen Dingen identifizieren: Wir sind dann voller Wut, wir sind voller Überzeugung, wir sind voller Glück… Vor allem gibt es da keine Distanz zwischen Erfahrenem, Gefühlten oder Gedachten. Aber auch das sind nur (mächtige) Blasen.
Im Yoga-Mantra „SoHam“ konzentrieren wir uns auf den Raum unseres Bewusstseins um diese Blasen herum. Je größer der Raum der nicht-wertenden Wahrnehmung, desto kleiner werden diese Blasen. SoHam – wir sind der Raum, in dem das alles Geschieht. SoHam – wir sind nicht das, was in uns geschieht. SoHam – ich bin dieses und SoHam – ich bin auch Jenes. Anders als in einer klassischen Psychotherapie (Yoga ist dafür kein Ersatz), richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf diese Blasen, auf bestimmte Themen, sondern auf den Bewusstseinsraum drumherum. Dieser Raum ist die Quelle von Glück, Zufriedenheit, Gelassenheit…
Auch in der Atemübung kann uns dieses Mantra helfen, diesen inneren Raum zu finden zu vergrößern. So – atme ein, Ham- atme aus. Das „m“ verklingt in der Stille und Ruhe. Wiederhole.
Nehmen wir etwas davon in diese Yogastunde, in die Asanas und in die Konzentrationsübungen: Raum.