healing music
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Über die Lehre der Leere

Als der Buddha nach seiner Erleuchtung gefragt wurde, was er gefunden hätte, antwortete er: „Frage nicht danach, was ich gefunden habe sondern frage, was ich verloren habe: Angst, Ego, Einsamkeit…“

(Gedächtniszitat)

Und es ist ja oft so, dass wir für Probleme die Lösungen suchen, für Streitereien einen Ansatz der Versöhnung, einen Weg zur Weisheit und Antworten auf unsere Fragen. Unser menschlicher Geist kann das gut und in den alltäglichen Dingen hilft uns seine Analyse oft auch weiter. Was für eine Erfindung: Der menschliche Geist!

Und wenn sich unser Geist mit Geschichten, Antworten und Lösungen füllt nennt er es „Identität“ oder „Persönlichkeit“. Aus Erfahrung wird gesagt, dass dies ein „Schleier“ sei, „Maya“, die sich stetig wiederhole und neue Erfahrungen nicht zulasse: Willkommen im Hamsterrad.

Wir alle kennen Momente der wunderbaren Selbstvergessenheit. Unser Kopf ist leer nach der Bergwanderung, beim Blick auf die Weite der Berge oder des Meeres… Eine erfüllende Leere, ein Gedanken-loses Sein im Moment. Ein Zustand der frei schwebenden, nicht gebundener Aufmerksamkeit, ein freies inneres Schwingen – dafür gibt es viele Begriffe. Nicht selten trägt uns eine gelungene Yogapraxis in diesen Zustand.

Und wenn wir diesen Zustand wieder verlassen, tauchen neue Inspirationen für unseren Alltag in uns auf – manchmal. Immer jedoch relativieren sich unsere alltäglichen Eindrücke und Erfahrungen. Was vorher noch eine brennende Frage auf Leben und Tod war, hat nun einen Platz im Ganzen gefunden.: „Gelassenheit“ beschreibt es ganz gut.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, immer wieder „leer“ werden zu können. Nur dann kommt die Klangschale zu ihrem vollen Klang, wenn sie nicht gefüllt ist…

woman standing between rocks
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Dazwischen…

Zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Gestern und Heute, zwischen den Jahren, zwischen dem Ein- und Ausatmen, zwischen dem „Ja“ und dem „Nein“ – dort findet unser Leben statt. Auf der Gradwanderung, zwischen dem Abgrund links und dem Abgrund rechts liegt unser Weg – klar und fest und deutlich. Und – Gottseidank – haben wir selten einen Abgrund links oder rechts (;-).

Mehr möchte ich gar nicht dazu schreiben… Nur eine Anregung.

rainbow clay
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Die Gnade der Emotionen

Wir alle kennen viele segensreiche Erkenntnisse der Psychologie zum Thema Gefühl – Gedanken – Tat. Aus einem Gefühl entstehen Gedanken und es folgen Taten. Menschen, die auf der Suche sind nach alternativen Reaktionsmustern auf bestimmte Situationen, finden hier tolle Begleitung. (Mal privat: Wer sucht denn nicht nach „alternativen Mustern“ für bestimmte Situationen?)

Ishanath spricht hier sehr eindrücklich in der Sprache der Yogis über dieses Thema: Du „bist“ nicht deine Gefühle, sondern du „hast“ sie. Und sie möchten dir etwas mitteilen.

human skeleton model
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Ein Besuch der „Körperwelten“ und ein neuer Blick…

Herbstferien 2022. Drei Tage Berlin mit meinem 17jährigen Sohn. Berlin ist ein Hotspot deutscher Politik und Geschichte, bietet viele Museen und Studienorte zu den Themen Natur- und Kulturgeschichte und ist ein wirklich inspirierender, lebendiger und belebender Brennpunkt unserer Multi-Kulti-Gesellschaft.

Im Erdgeschoss des Fernsehturms haben wir die Ausstellung „Körperwelten„, die vor Jahren auf Tourneee ging, besucht. Und dieser Besuch war „Mind-blowing“ – anders als erwartet: Keine Spur von Ekel oder moralischen Bedenken (hier werden ja echte Körper plastiniert und ausgestellt). Einfach nur Staunen und Bewunderung:

  • unzählige Knochen und Gelenke
  • Muskulatur, Sehnen, Knorpel und Faszien
  • Atem-, Verdauungs-, Reproduktions- und Blutsystem
  • Neuronales System: Nerven und Gehirn
  • von der befruchteten Eizelle über den Fötus zum geborenen Menschen
  • Menschliche Bedürfnisse: zwischen Extase und Kontrolle, Lustgewinnung und Schmerzlinderung, Mechanismen des Glücks

Und als ich das sah: Kein Zufall, kein Experiment des Kosmos. Das ist unendlich intelligent – jenseits des Menschen-Möglichen: Entwickelt, gemacht und konstruiert. Und was passiert mit mir, wenn ich dieses Wunder wirklich sehe? Ich möchte mein Leben und das meiner Mitmenschen feiern und zur Entfaltung beitragen. Keine Zeit für Depression, Repression oder Mord oder Krieg.

bouquet of dried flowers and wedding rings on wood
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The cirle of life – Varnashrama Dharma: 4 Phasen des Lebens

Es gibt bedeutsame Gesetzmäßigkeiten: Nach dem Frühling folgt der Sommer, dann der Herbst und es wird Winter. Ein Leben wird gezeugt, nach 5 Wochen schlägt das neue Herz zum ersten mal, nach 9 Monaten kommt das Kind zur Welt. Gibt es für die Entfaltung des menschlichen Lebens weitere natürliche Gesetzmäßigkeiten und Entwicklungsstufen?

Die Zeit, in der Yogis die Entwicklung der Menschen innerhalb ihrer Lebensspanne beobachteten und beschrieben, war frei von modernen wirtschaftlichen und bildungspolitischen Ideen. Entwicklung fand innerhalb des Raums der Familie statt. Die folgende Tabelle verdankt sich dem Beitrag Sadhgurus „4 Phasen des Lebens, die jeder kennen sollte“. Es gibt eine etwas abweichende Darstellung bei Yoga-Vidya.

Alteryogischmodern
0-12 JahreBalavasta
Die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten entwickeln sich durch Essen, Spielen und Schlafen – mehr braucht es nicht.
Dafür brauchen die Kinder einen geschützen Raum – 12 Jahre lang.
Kita ab 3 Monaten

Einschulung ab 6 Jahren: Kinder lernen schon jetzt, still zu sitzen und müssen sich „benoten“ lassen…

Erfahrungen im Internet, Medien statt Spiel…

Wechsel auf verschiedene Schulformen ab 10 Jahren
12-24 JahreBramacharya
Die Jugendlichen üben sich jetzt in Disziplin und lernen. Körper und Geist haben jetzt die nötige Reife dazu.
Hinwendung zur Verbundenheit (Yoga) wird gelehrt. Bildung soll Einheit schaffen, nicht Trennung.
Kinder lernen Unterschiedliches bezogen auf Schulform und Schulabschluss

Konkurrenz

kummulatives/intellektuelles statt ethisches Lernen/Bildung
24-36Gihastashrama
Manche wählen schon jetzt das spirituelle Leben, viele wählen die eigene Familie und Kinder.
Ausbildung, Beruf, Karrieren: Das Thema „Familie“ wird oft auf später verschoben.
36-…Vanaprastha
Die Kinder sind erwachsen, die Aufgaben als Vater oder Mutter sind erledigt.
Es folgt die gereifte Rolle der LehrerIn, Großeltern…
Midlifecrisis: Umorientierung beruflich / privat, Cowntdown für das Thema „Familie“

für manche das erste Kind
im Alter (ab 70 Jahren)Sannyasa
Es folgt eine Zeit der intensiven spirituellen Praxis.
Eine Zeit „danach“…
Für viele stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nach der Erwerbstätigkeit.

Mit fallen drei Dinge besonders auf:

  1. Die alte „yogische“ Unterscheidung der Lebensphasen ist deutlich ruhiger und zugleich fokussierter als das, was mir spontan unter „modern“ eingefallen ist.
  2. Die Lebensphase bis 12 Jahre (Balavasta) erscheint mir besonders wichtig: Eine so lange Zeit wird den Kindern zugestanden, bis sie ins formale Lernalter eintreten. Mir kommt das richtig vor, auch wenn „Kindergarten bis 12“ überhaupt nicht zeitgemäß erscheint.
  3. Die Phase ab 36 Jahren (Vanaprastha) ist mit einer besonderen Würde gefüllt.

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Kraft der Gedanken – positives Denken

Als Student erklärte mir meine Gesangslehrerin, dass das Leben genau genommen ein Kampf sei – man arbeite und kämpfe sich (gegen was auch immer) durch und einer meiner Orgellehrer bedauerte die Existenz von Emotionen („Ach, wenn es die Emotionen nicht gäbe, könnten wir viel besser Orgel spielen und funktionieren“). Und schon damals fühlte ich, dass man seine Lebenszeit auch anders denken und bewerten kann – ich war mitleidig berührt. Ich war aber weit davon entfernt, etwas Kluges dazu zu sagen. Mir blieb nur das sprachlose Gefühl und es sagte in mir: „Nö!“.

Heute würde ich sagen: „Ja, es gibt Teile im Leben, die mit Kampf zu tun haben können – z.B. der Beruf. Der Beruf (oder auch die Arbeitslosigkeit) ist aber nicht das Leben. Das Leben an sich ist erst einmal ein gnadenvolles Geschenk und wir sollten die vielen Aspekte nicht in einen Topf werfen. Und ja, Emotionen erscheinen manchmal hinderlich und doch: Was währen wir ohne unsere Gefühle und wie können wir sie nutzen?“ Leben in Form von Köper, Gefühlen und Gedanken ist ein unglaubliches Geschenk und Ereignis, trotz aller Einschränkungen.

In der yogischen Überlieferung gehören Denken und Fühlen zusammen: Gedanken erzeugen Gefühle und Gefühle erzeugen Gedanken. Ein Ziel des intellektuellen Jnana-Yoga ist die „richtige Unterscheidungskraft“, die letztlich zur Weisheit führt und hier geht es um die „Kraft der Gedanken“. Im Hatha-Yoga werden 5 Säulen benannt und geübt und das Thema „Denken“ kommt vor, ich durfte sie in meiner Ausbildung als die „5 Richtigen“ kennenlernen:

  1. richtige Ernährung
  2. richtige Bewegung
  3. richtiges Atmen
  4. richtiges Entspannen
  5. richtiges Meditieren & positives Denken

Stimmen in mir und um mich herum kommentieren „positives Denken“ etwa so: „Wer immer Positives sieht und danach lebt, verkennt die eigentliche Wahrheit. Die eigentliche Wahrheit ist negativ – dafür gibt es ja unzählige Beispiele. Eigentlich ist positives Denken eine Art der Verdrängung und Audruck der Dummheit. Positiv Denkende mögen ein glückliches Leben führen, aber sie können die Probleme der Welt weder sehen noch lösen. Sie schauen durch eine rosa-rote Brille.“

Kennst du diese Vorbehalte? In der Liedzeile von Robert Schubert „Ihr lacht wohl über den Träumer, der Blumen im Winter sah…“ ist das auf den Punkt gebracht: Positiv denken heißt, „Blumen im Winter zu sehen“ und ja: Wer einige Winter (Lebensjahre) hinter sich gebracht hat weiß, dass das so ist – die Blumen werden wachsen. Nicht morgen aber bald. Viel Spaß mit der Liedinterpretation von Jonas Kaufmann: „Ich träumte von bunten Blumen“.

Drei positive Gedanken, die die unten verlinkten Youtube-Videos vorbereiten:

  • Problemorientierung versus Lösungsorientierung: Der Beginn unserer abendländlichen Psychologie hat sich mit der Beschreibung von Problemen/Anomalien und möglichen Auswegen (Therapien) beschäftigt mit wertvollen Einsichten. Martin Seligman hat die „positive Psychologie“ begründet: Lasst uns die Menschen befragen, die sich als glücklich bezeichnen und von ihnen lernen – und diese Betrachtung ergänzt das alte Bild: Pädagogen und Psychologen haben seitdem die Wahl, sich am Positiven und an den Ressourcen der Menschen zu orientieren oder die Liste der Defizite weiter zu beschreiben und zu therapieren. Beide Fähigkeiten wünsche ich mir auch von unseren Politiker:Innen: Ordnet die Probleme euren Visionen unter…
  • Gedanken haben eine messbare Wirkung: Bahnbrechend finde ich die Behauptung, dass unsere (selbst gewählten) Gedanken unser Hirn formen. Und unser Hirn formt unser Erleben, unseren gesundheitlichen Zustand und unsere Handlungsmuster. „Placebo“ ist keine Illusion oder ein Selbstbetrug, sondern eine messbare und nutzbare Ressource.

holocaust memorial
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Zur Erinnerung: Das Ziel und die Wege

Der Schrifsteller Lewis Carroll brachte es in seinem Buch „Alice im Wunderland“ (1865) auf den Punkt: Alice erkundigt sich bei der Katze nach dem Weg und erhielt folgende Nachfrage: „Wohin willst du denn?“ Alice musste gestehen: „Ich weiß es nicht.“ Und nun ein Satz der Katze, be-merkens-wert: „Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es auch egal, wohin du gehst.“ Das gilt sicherlich auch für unseren Yoga- oder Lebensweg: Wohin willst du? Ebenso ist sicher, dass fast jede persönliche Antwort auf diese Frage berechtigt und gut ist. Dieser Artikel will dich aber an das Erinnern, was die „Pioniere des Yoga“ im Blick hatten:

Patanjali nannte das Ziel der Yogapraxis „Samadhi“. Ganz am Anfang seiner Schrift „die Yoga Sutras“ erklärte er, dass die Voraussetzung dafür das „Zur-Ruhe-Kommen des Geistes“ sei: Wenn unser Geist schweigen lernt, öffnen sich Tore zu einem höherem Bewusstsein jenseits unseres alltäglichen Klein-Kleins und Arbeitens und Kämpfens.

Frei dem Philosophen G.W.F Hegel („Phänomologie des Geistes) nachgesprochen: Das Göttliche kann sich im menschenlichen Geist seiner selbst bewusst werden und sich erfahren. Mit Patanjali ergänzen wir: Ja, wenn unser Geist einmal zur Ruhe kommt…

Und dieses „Höhere“ oder „Göttliche“ ist in uns selbst zu finden – nicht da draußen und nicht in irgendeiner Institution. Im Yoga wird es „Anandamaya Kosha“ genennannt: Verbindende Liebe, verbindendes Bewusstein, das Gute, das Wahre das Schöne. Der Psychologe Abraham Maslow hat gegen Ende seines Lebens seiner „Bedürfnispyramide (des Menschen)“ kurz vor seinem Tod im Jahre 1970 das Thema „Transzendenz“ ergänzt.

Samadhi, Transzendenz, Bewusstsein, Verbindung – das ganz menschliche Streben auch im Yoga. Manchmal verliert sich dieser „spirituelle Drive“ im Äußeren: Mehr Geld, mehr Anerkennung, mehr Statussymbole – mehr Konkurrenz und mehr Kampf: Schneller, höher und weiter, besser und mehr und Gier. Leiden, wenn sich das alles nicht erfüllt. Das ist alltäglich im Privaten, in der Politik und in der Wirtschaft zu finden. Und wir merken, dass das nur kurzfristig hilft und das Ziel unerreichbar bleibt – der Esel trabt der vorgehaltenen Karotte nach.

Das, was wir suchen, finden wir nur in uns und es ist zugleich größer als wir selbst. Wie ist der Weg dorthin?

Für Patanjali waren es die „Bewegungen“ im Geist, die Unruhe erzeugen. Nunja, wir kennen das: Unser Geist ist manchmal ein „Affengeist“ und springt von hier nach da. Gefühle bestimmten unser Denken und umgekehrt. Viele von uns wünschen eine Pause davon und bemerken, wie wohltuend das sein kann. Wir wissen auch, dass diese Unruhe sich in körperlichen Symptomen äußern kann.

Also, welche Tipps hat Patanjali für uns, um zur Ruhe zu kommen?

  1. Lebe ein ethisch korrektes Leben: Prüfe deine Angewohnheiten im Umgang mit dir selbst und anderen. Denke über die Yamas und Niyamas nach und setzte dir Ziele. Ein Leben in Konflikten ist ein unruhiges Leben.
  2. Pflege deinen Köper und halte ihn (auch energetisch) gesund: Hatha-Yoga, Pranayama, Kundalini-Yoga, Ernährung. Körperliche Unausgeglichenheit führt zur Unruhe.
  3. Korrigiere Angewohnheiten deines Geistes (Gefühle, Gedanken): Nutze die Konzentrationsübungen oder Mantras, um den Zustand der Meditation zu erfahren. Ein Springen des Geistes führt zur Unruhe.

Ich hoffe, dass du nun genauer dein Ziel finden kannst, die Übungen in der Yogastunde besser einordnen und vielleicht für dich besser praktizieren kannst. Mehr zu Pantanjali findest du hier.

Om Shanti!

body of water under blue and white skies
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Meditation – schlafe ich, oder wache ich?

Alle, die z.B. in einer Yogastunde „Meditation“ üben, kennen das: Manchmal fällt man selbst, oder die Nachbarin / der Nachbar fällt in einen süßen Kurzschlaf. Und am Ende der heutigen Yogastunde durften wir eine Teilnehmerin mit einem sanften Mantragesang wecken…

War das ein „Powernapp“? Das Ergebnis eines turbulenten Tages und der ruhigen Yogastunde danach (der wohlverdiente Schlaf)? Ein paar Gedanken zur Einschätzung, beruhend auf Patanjalis 8 Schritten (die letzten drei – in fett):

  1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
  2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
  3. Asanas – der Umgang mit dem Körper
  4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem, Lebensenergie
  5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen, Aufmerksamkeit nach Innen
  6. Dharana – Konzentration
  7. Dhyana – Meditation
  8. Samadhi – Verschmelzung mit dem Höheren

Meditation ist keine Übung, sondern ein Zustand, den wir vor allem durch Entspannungs- und Konzentrationsübungen erreichen können. Persönlich leite ich das in der Endentspannung so an: Progressive Muskelentspannung und Bodyscan. Konzentrierte Vorstellungen, die den Körper maximal ruhig und „schwer“ werden lassen – er schläft. Dann maximale Konzentrationsübungen, die dann rasch komplett losgelassen werden. Unser Geist heftet sich an keine Vorstellung mehr. Er fließt losgelöst in die Weite und in die Stille, heftet sich nicht an Empfindungen oder Tagträume – das kann durchaus passieren. Verweilt unser Geist in dieser Stille, öffnet sich das Tor zum Zustand der Meditation.

Am Tor oder am Übergang folgen drei (mir bekannte) Türen – dass vollzieht sich zunächst unwillkürlich und nur die Übung, Gewöhnung und die Begleitung hilft, der „Wille“ jedenfalls nicht:

  1. Emotionale und/oder Gedankliche Muster stellen sich ein – wir bleiben gebunden: Manchmal tauchen Gedanken auf, Gefühle oder innere Bilder. Es kann ein spannender Zustand sein, ähnlich dem „luzidem Träumen“. Dieser Zustand kann leider auch unangenehm sein, besonders bei Traumapatienten, die hier unbedingt eine genauere Anleitung (und Auswege) für diesen Zustand kennen lernen sollten: Bitte ansprechen! Persönlich kenne ich das Gefühl der neugierigen, erwartungsvollen Anspannung (da meldet sich der Wille). Egal, wie intensiv es läuft – der Geist bleibt gebunden. Immerhin: Du hast die Tür gefunden.
  2. Wir schlafen ein, weil Körper und Geist dieses „Herunterfahren“ kennen (oder im Moment wirklich brauchen). Macht ja nichts, wenn uns die Anderen mit ihrem „Om“ am Ende der Yogastunde zurückholen. Der „Schlaf der Yogis“ hat eine besondere Qualität. Immerhin: Du hast die Tür gefunden.
  3. Wir betreten diesen Schlaf bewusst und aufmerksam – unser Geist hält einen gewissen energetischen Zustand bei und fällt nicht in „Morpheus'“ Arme. Das ist der Zustand der Meditation – freie und ungebundene Aufmerksamkeit. Du hast die Tür geöffnet. Wenn wir diesen Zustand längere Zeit (aus-)halten können (und oft erleben wir, wie Emotionen und Gedanken den inneren Raum wieder füllen), geht er über in „Samadhi“, dem Ziel des Yoga.

Der meditative Zustand ist auch für den Alltag sehr verheißungsvoll: „Sind alle anderen wach, schläft der Yogi. Schlafen alle anderen, ist der Yogi wach„. „Wachsein und Schlafen“ heißt dabei „unverhaftet aufmerksam“, nicht im Alltag gebunden, ruhend und wach zugleich. Entspannt und Handlungsfähig…

Wer mit diesem Blick die christliche Tradition durchsieht, kommt aus dem Staunen nicht heraus: „Der Herr gibt’s den Seinen im Schlaf…“ (Psalm 127) oder „Wachet und Betet…“ (Mt 26, 41).

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Kreativität – ein Zustand

Gerd Scobel bringt in seinem Youtube-Post verschiedene Facetten zum Thema Kreativität zusammen. Und sie wächst im Alltag, in der Beobachtung und im Exerperimentieren – in der Offenhenheit für die kleinen Dinge und im Umgang mit ihnen. Es geht nicht darum, dem eigenen Leben eine „große Wende“ zu geben und auch nicht darum, schon morgen mit einer bahnbrechenden Idee zu glänzen. Der Zustand der Kreativität ist absichtslos, vertieft und flüssig – „wie ein Wasser, das bereit ist, in alle Richtungen zu fließen“. Danke für diesen Beitrag!

Zum einen beschreibt er Kreativität als Notwendigigkeit zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen (Probleme lösen), zum anderen zeichnet er sie als das Ergebnis eines offenen und Fließenden Zustandes des Geistes (Dasein). Wunderbar, wie er zwischen diesen Polen Aussagen der Wissenschaften und der (östlichen) Philosphien zusammenbringt.

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Spiritualität – Wahrnehmen der Lücken im Netz der Erkenntnis

Es gibt das Yoga der Hingabe (Bhakti), das Yoga des Körpers (Hatha, Kundalini), das Yoga des Klanges (Nada), das Yoga des selbstlosen Dienens (Karma)… und das Yoga des Verstandes (Jnana). Wege zur Gesundheit und zum Wohlsein gehören zu jedem Yogaweg, der in Richtung Selbstverwirklichung führt (dazu später mehr). Über Worte und Konzepte nachzudenken, ist der Bereich des Jnana-Yogas für diejenigen, deren Geist unruhig nach Antworten sucht und „kognitive Dissonanzen“ zu überwinden sucht.

In diesem Sinne: Was ist Spiritualität?

Vorweg: Spiritualität heißt nicht, einer Religion, Tradition oder einer allgemeinen oder eigenen Phantasie zu folgen, die Ideen und Geschichten pflegt über die Dinge, die wir nicht wissen (Glaubenssysteme). Spiritualität ist auch unabhänigig von Kleidung, Accessoirs, Sprachduktus, Räucherwerk oder Musik. Sich in diesen Systemen zu bewegen und sich evtl. wohlzufühlen ist fein, aber nicht der Kern von Spiritualität. Traditionen, Psychologien und Philosophien sind aber oft gute Wegweiser – man studiert sie und geht dann weiter…

Spiritualität heißt, seine Aufmerksamkeit zu richten auf das, was jenseits des Physischen liegt. Unsere Sinne bringen uns in Kontakt mit der Welt um uns, unser Wissen und Denken ist erlernt und unser Fühlen ist eine Folge daraus. All diese Eindrücke (Samskaras) bestimmen unser Fühlen, Denken und Handeln in dieser Welt (Ego, Ich, Identität). Es liegt nahe zu sehen, dass die Natur dieser Eindrücke sehr begrenzt und kulturell/historisch bedingt ist. Aus dem anfänglich groben Wissen, Denken und Fühlen ist im Laufe der Menschheitsgeschichte ein sehr feines und engmaschiges Netz entstanden. Ich verstehe das aktuell moderne Verlangen von Mitmenschen, sich auf das anfängliche und grobe Wissen zu besinnen („back to the roots“), doch das Wesen eines Netzes – wie weit oder eng auch immer – besteht in dessen Lücken. Auf einen „Rest des Messbaren“ weist die Unschärfetheorie von Werner Heisenberg hin, den wir auch einfach im Bereich der Philosophie übernehmen dürfen: Es gibt Lücken.

Und diese Lücken könnten wir den Bereich der Spiritualität nennen. Wir füllen sie nicht mit Spekulationen, auftauchenden Phantasien oder tradierten Geschichten, sondern richten einfach unsere Aufmerksamkeit darauf. Diese Lücken scheinen gefüllt zu sein mit Zufällen, Chaos, Kreativität, Potential, Unvorhersehbarem und mit dem Phänomen des Lebens selbst – interessant, dass die Fragen „Was ist Leben überhaupt?“, „Wie funktioniert Leben?“ und „Was ist Bewusstsein?“ zumindest meines Wissens nach nicht beantwortet sind. In den Lücken unseres Netzes der Erkenntnis finden sich die größten Geheimnisse, die evident und sichtbar um uns herum gegenwärtig sind: Eine schöpferische Intelligenz, eine Energie, die Dasein, Leben und Bewusstsein ermöglicht. „Wer Augen hat zu sehen, der sehe…“ – wir sehen das überall – auf der Straße, im Garten, im Wald, in unseren Mitmenschen, in unseren Kindern, im Armeisenhaufen, im Nachthimmel… überall.

Das Bedeutet Spiritualität: Eine verbindende Aufmerksamkeit auf das, was unser Geist auch mit technischer Hilfe nicht messen, fassen und interpretieren kann und ein Lossagen von vorgeschlagenen Lösungen und Geschichten – es tut weh, wenn Menschen sich fest machen in mehr oder weniger dogmatischen Gemeinschaften oder Glaubensgebäuden und sich darin verhäddern. Spiritualität drängt in die Weite, atmet Freiheit und weiß, dass jetzt Geglaubtes morgen überwunden werden wird. Sie erkennt Grenzen als selbst erschaffene Konstrukte und ent-grenzt sie: Gewahrsein und Wachstum.

Oben wurde das Wort „Selbstverwirklichung“ als Ziel der Yogawege genannt: Natürlich gehen wir in der Frage des Überlebens mit dem Netz der Erkenntnis um, wir lernen das Material kennen und interessieren uns für die Knotenpunkte: Wie backe ich ein Brot und was muss ich wissen, um eine Rakete in den Weltraum fliegen zu lassen und wie war noch mein WLan-Passwort?…

Yoga lehrt aber, das auch einmal loszulassen und den mysteriösen (mystischen) Raum wahrzunehmen. Wenn wir das praktizieren, wird das in uns wachsen, was wir „menschlich“ oder manchmal auch „göttlich“ nennen: Wissen, Güte, Vertrauen, Energie, Liebe, Kreativität… Es wird sich von selbst in uns das realisieren, was in uns wunderbar angelegt ist ganz verschiedenen Ausdrucksformen und Blüten. Dazu ist es nicht nötig, Vorbildern zu folgen. Die Saat dazu liegt in jedem von uns – in jedem.