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Inspirationen Hintergründe

Yoga – so bunt wie das Leben selbst

Wer (immer wieder) neu ins Yoga einsteigt und sich umsieht bemerkt, dass die Yogawelt bunt und vielfältig ist. Und wer als Anfänger*in dachte, Yoga sei „Gesundheitssport auf der Matte“, wird die Augen schon geöffnet haben: Yoga bedeutet Körper, Geist und Seele. Als ganzheitliche Praxis umfasst Yoga alle Aspekte deines Lebens.

Ernährungsberatung, Psychotheraphie, Fasziengymnasik, Energiearbeit, Waldbaden, Klang-Therapie, Numerologie, Astrologie, Bogenschießen und Chi-Gung, Gehmeditation, Atmen und Singen… Wie ordne ich das in der Yogawelt ein?

Die schönste Definition des Wortes Yoga habe ich von meinem lieben Yogalehrer gehört:

Yoga ist alles, was Dich erhebt.

Ishanath (Marcel Anders-Hoepgen)

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Inspirationen Geist

Sadhguru: „3 Symptome eines kranken Geistes“ – Wege in einen ganzheitlichen Alltag

Sadhghuru: Three Symptoms of an ill mind

Wir Menschen haben ein wunderbares Werkzeug: Unseren Geist/Verstand. Unser Gehirn gehört zu den evolutionär neueren Gaben an die Menschheit. Doch, so sagt Sadhguru es an anderer Stelle, „haben die wenigstens von uns die Gebrauchsanleitung“ gelesen.

So kann unser Geist wunderbare Dinge für uns tun – aber auch das Gegenteil ist möglich: Viele Menschen „leben im Gefängnis ihres Geistes“, sind identifiziert mit ihren Gedanken, Schlussfolgerungen und ihrem analysierendem Intellekt. Die Türen zur Schönheit der Schöpfung sind verschlossen, wir sind gefangen in unserer inneren psychologischen Welt.

Ob wir diese Erknennis auf uns selbst oder auf unsere Gesellschaft anwenden: Es wird Zeit…


Table of Contents

    Drei Symptome eines kranken Geistes (Sadhguru)

    1. unablässiges Denken: Exzessiver Konsum bringt Lethargie hervor – das gilt für Ernährung und erschließt sich wohl jedem von uns sofort. Falsche Ernährung und zu viel davon macht uns körperlich und geistig träge. Gleiches gilt für unseren Geist: Falsches und zu viel davon lässt eine Lethargie in uns entstehen. Also: Was konsumiere ich eigentlich täglich an Gedanken und wie viel davon durch Lektüre und andere Medien? Etwas tiefergehend bemerken wir, dass sich unser Geist selbst ernähren kann: Wir produzieren unablässig und meistens unkontrolliert Gedanken, mit denen wir uns andereseits geistig selbst ernähren. Wo ist da die Stopp- oder Pausentaste? Wo ist das Bewusstsein dafür, dass wir gerade in unseren eigenen Gedanken baden?
    2. Überbetonung des Intellekts als eine Möglichkeit unseres Geistes: Besonders wir Europäer haben eine Kultur etabliert, in der das Intellektuelle großes Ansehen genießt. Der Intellekt unterscheidet, kritisiert und zerschneidet in Einzelteile: Viele von uns haben sich im Biologieunterricht auf diese Weise mit Lebewesen oder deren Organen beschäftigt: Fische oder Frösche wurden getötet, zerschnitten und analysiert. Als Schüler*innen haben wir bestimmt gespürt, dass wir gerade nicht Leben (Bio) untersuchen – manchen liefen die Tränen, anderen wurde schlecht oder einige haben sich aus diesen Aktionen ausgeklinkt. So glorreich einige Früchte unseres Intellekts auch sind – er ist kaum ein Weg, sich dem Leben zu öffnen.
    3. Schlussfolgerungen und Glaubensätze: Ein Ergebnis unseres Intellekts ist es, dass wir viele Themen und Eindrücke untersucht haben und so kommen wir zu Schlussfolgerungen und Glaubenssätzen. Vieles von dem, was wir erleben können wird in Schubladen sortiert und, so sagt es Sadhguru, „die Türen zum Leben schließen sich“. Wir haben z.B. die Mechanismen eines Sonneruntergangs untersucht, ihn oft genug erlebt und ihn damit aus unserer Wahrnehmung heraus und in eine Schublade hinein verbannt. Wenn wir so mit unserer Natur, Umwelt, Tieren, Pflanzen, Lebewesen und Mitmenschen umgehen, hat das Konsequenzen für unser eigenes Erleben unserer Lebenzeit aber auch gesellschaftlich-soziale und ökologisch-ökonomische Auswirkungen.

    psychologisch gesehen: zwanghaftes Denken und Rationalisieren

    Exzessives/zwanghaftes Denken (Grübeln) sowie Rationalisierungen sind in der Psychologie bekannte Mechanismen: Menschen ziehen sich in ihre Gedanken- und Gefühlswelten zurück und kreisen, zumeist sehr ich-haft, um sich selbst. Unser Verstand ist in der Lage, jede Situation und jedes Handeln zu rechtfertigen: Wir haben den Eindruck, dass doch vieles dagegen spricht, Glücklich zu sein. Wir sind überzeugt davon, dass Umweltschutz ein eher kompliziertes Thema ist, um das andere sich kümmern sich müssen – Klimawande? Da kann man nichts machen oder es gibt ihn nicht oder es ist eh zu spät…. Gerechte Verteilung von Nahrungsmitteln, Gütern, Wohlstand und Geld mag doch ein grundlegendes Problem sein, das kaum zeitnah zu lösen ist. Zu solchen Rationalisierungen ist unser Geist fähig und wir bemerken beim Lesen, dass sich da Widerstand in uns regt.

    Anregungen: Im Alltag die anderen Aspekte unserer Intelligenz pflegen

    Intellekt ist nur ein ein Aspekt unserer umfassederen Intelligenz: Intuition, soziale und emotionale Intelligenz, Empathie, Weisheit, Erfahrung, künstlerischer und körperlicher Ausdruck…

    Tja, und auch da sind wir oft intellektuell schnell dabei: Wir untersuchen Intuition, Soziales, Emotion, Empathie, Weisheit, Erfahrung und Kunst – und unser Intellekt ist zufrieden. Wir räumen unserem Erforschen der menschlichen Ganzheitlichkeit viel Zeit ein, aber wieviel Zeit nehmen wir uns, die anderen Aspekte wirklich zu leben und frei fließen zu lassen (und nicht zu erforschen)? Wir nähmen uns Zeit…

    • unserem Intellekt eine Pause zu gönnen.
    • mit unserer Intuition und Weisheit in Kontakt zu kommen und uns darüber auszutauschen.
    • in sozialem und emotionalem Kontakt zu sein.
    • mit der Natur in Kontakt zu sein.
    • uns körperlich und künstlerisch auszudrücken.

    Also los – viel Freude dabei!

    (Und wenn dein Intellekt dir sagt, dazu sei keine Zeit oder das würde nicht zu dir passen, glaube ihm mal 60 Minuten täglich nicht… (;-)

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    Inspirationen Hintergründe, Inspirationen

    Deine (!) Yogastunde (?)

    Wir betreiben Yoga aus persönlich oft unterschiedlichen Gründen: Beweglicher werden, einseitige Bewegungsmuster auflösen, Kraft spüren, sportlicher werden, Schmerzen und Verspannungen lindern, zur Ruhe kommen, ein bewussteres Leben führen, positives Denken und Genießen üben, Gleichgesinnte finden, die Yogaphilosophie als Lebensphilosophie kennenlernen, Konzentration aufbauen…

    Wenn Du Deinen Yogastil gefunden hast, Deine(n) Yogalehrer*in, wirst du darin Deine Gründe, Yoga zu betreiben, bedient sehen; irgendwie kommt hier das, was du wünscht, besonders vor. Da lohnt sich mal ein Nachdenken: „Was ist es eigentlich, was ich hier finde und suche?“.

    Und doch ist ja jede Yogastunde im Gruppenunterricht ein „Allroundpaket“ – oft lässt man sich einfach mitziehen und macht dabei gute Erfahrungen, manchmal gerät man an seine Grenzen und so kommt es zur Frage: „Wie mach ich aus dieser Yogastunde meine Yogstunde?“

    Die Yogastunde heute scheint etwas meditativer zu werden – was kann ich tun, wenn ich da heute einfach nicht hineinfinde? Heute wird es ziemlich kraftvoll – was ich jetzt brauche, ist aber eher Ruhe und Entspannung. Eine Teilnehmerin hat „was für den Rücken“ gewünscht und Dehnübungen treten in den Mittelpunkt – ich mag mich heute aber eher auspowern…

    Es ist, glaube ich, ganz wichtig, damit umzugehen: Je mehr „unpassende“ Yogastunden wir erleben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir Frust und Langeweile erleben; das passt nicht zu dem, was wir bei aller Unterschiedlichkeit suchen, oder? Hier ein paar (durchaus widersprüchliche) Tipps und Gedanken dazu:

    • Wenn du gute Erfahrungen mit Deiner/m Yogalehrer*in gemacht hast, vertraue dich dem Fluss der Stunde an, auch wenn es sich mal unpassend anfühlt. Wichtig ist, dass das Ergebnis stimmt. Du lernst, mit dem „inneren Schweinehund“ umzugehen und nicht jedem Gefühl oder jedem Gedanken willenlos zu folgen.
    • Umarme deine lebendigen Bedürfnisse: Wir haben oben von vielen Gründen Yoga zu üben, gesprochen und tatsächlich ändern sich unsere Bedürfnisse – auch wenn wir das nicht immer bemerken. Wer grundsätzlich sportlich motiviert ist, kann z.B. abends einen ganz anderes Bedürfnis haben. Also mache dir klar: Was ist jetzt (!) mein Grund?
    • Setze deinen eigenen Schwerpunkt in der Yogastunde: Du kannst jede Übung in einer Yogastunde abwandeln, aussetzen oder bewusst genießen. Wenn gefragt wird „Was liegt denn heute an?“, antworte. Evtl. gehst du auch in den Einzelunterricht oder du vertiefst das Thema im Rahmen einer Yogalehrer-Ausbildung.
    • Übe für dich: Je mehr Du Dich kennst und je mehr Du im Yogaunterricht erfahren hast, was bestimmte Yogaübungen für Dich tun können, je selbstverständlicher werden ganz natürlich Übungen in Deinem Alltag auftauchen: Die Nackenübungen am Arbeitsplatz, die Atem- oder Konzentrationsübungen zwischendurch und irgendwann kommt es vor, dass Du zu Hause deine Yogamatte ausrollst für deine eigene Praxis.
    • Binde dich an und fordere dich heraus: Bis jetzt haben wir besprochen, wie du vom „allgemeinen“ zum „für dich passenden“ Yoga kommst. Yoga bedeutet aber auch „anjochen“ und kann, wenn du magst, dich über deine Grenzen und über deine Wohlfühl-Zone hinaus herausfordern.

    Ich wünsche weiterhin frohes, genussvolles und herausforderndes Üben!

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    Hintergründe, Geist-Wissen, Inspirationen

    Was ist Yoga? Die Kutsche – ein wertvolles Bild

    Ein wunderbares für unser Leben und Yoga hat sich im kollektiven Gedächtnis der Yogawelt gefestigt: das Bild der Kutsche. Zu einer traditionellen Kutsche gehören die Zugpferde, der Kutscher, der Wagen selber und natürlich auch ein Insasse des Wagens. Was das mit Yoga zu tun hat, folgt jetzt:

    • Der Wagen – das ist unser Körper, mit dem wir durch die Landschaften des Lebens ziehen. Es ist gut, wenn wir diesen Wagen pflegen, damit die Holzräder und Achsen lange halten. Manchmal sind auch Reparaturen nötig – besonders dann, wenn wir ständig „off Road“ fahren. IM YOGA PFLEGEN WIR UNSEREN KÖRPER UND ÜBEN NÜTZLICHE VERHALTENSWEISEN/ÜBUNGEN EIN.
    • Die Pferde – das sind unsere Antriebe, unsere 5 oder 6 oder 7 Sinne, unsere Lust oder Unlust, unser Spieltrieb, unser Verstand und unsere Emotionen… und wir wissen, dass „die Pferde mit uns durchgehen“ können, nicht wahr? Eine Kutsche kommt gut voran, wenn diese Pferde gut genährt, ausgeruht und in eine Richtung geführt sind. Wenn jedes Pferd in eine andere Richtung zieht, wird es anstrengend – aber voran kommt man so nicht. IM YOGA PFLEGEN WIR EINEN AUSGLEICH UNSERER ANTRIEBE (SATVA).
    • Der Kutscher – das ist unser „Geist“, wir selbst. Ein guter Kutscher weiß, wie er die Pferde in eine Richtung führen kann. Dabei hält er mal die Zügel fest in der Hand und regelmäßig kümmert er sich um die Pferde – freier Auslauf, Erholung. Ein „Durchpeitschen“, wie es unsere moderne Zeit zu verlangen scheint, kennt der Kutscher nicht. IM YOGA PFLEGEN WIR EINEN WEISEN UMGANG MIT UNS SELBST UND ZIEHEN DAZU EINE GRENZE ZWISCHEN KÖRPER, SINNE UND ANTRIEBE ALS BEOBACHTER.
    • Der Fahrgast – das ist unsere Seele. Sie möchte die Welt erleben – mal im Galopp und mal ganz langsam. Der Fahrgast möchte aber auch sein Ziel erreichen. Erreicht sie ihr Ziel nicht (gehen Wagen, Pferde/Energien und Kutscher zu Bruch), wartet sie auf die nächste Kutsche, um zuzusteigen (Reinkarnation).

    Jetzt gibt es im Yoga zwei logisch aufeinanderfolgende Wege:

    1. Wir kümmern uns um die Kutsche und um die Pferde, mit Körper und Energie – so lange, bis sich das geschmeidig anfühlt: Niyamas und Yamas (Lebensführung), Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen als Energieübungen).
    2. Wir treten mit dem Fahrgast, der Seele direkt in Kontakt und entdecken, dass das Ziel zu jeder Zeit bereits erreicht ist: Pratyahara (Rückzug der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Zustand der Meditation) und Samadhi (Glückseligkeit und Eins-Bewusstsein).

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    Inspirationen Geist, Inspiration Seele, Inspirationen

    SoHam – unsere eigentliche „Blase“

    Yoga versteht sich selbst als Wissenschaft. Lange Zeit hat man Körper und Geist untersucht und Übungen gefunden, ganzheitlich Gutes zu tun. Das Mantra SoHam beschäftigt sich mit dem „inneren Raum“, der sich bewusst erfahren lässt.

    Derzeit wird viel gesprochen, von den Blasen oder Bubbles, in denen wir im virtuellen Raum der Internets, vor allem in den Social Media Bereichen befinden. Algorithmen speichern unser Verhalten vor dem Gerät und ziehen Rückschlüsse auf das, was uns interessieren könnte. Und allmählich beginnen unsere Apps und Browser, uns dazu passende Angebote zu machen. Unsere Wahrnehmung der unendlichen Themenfülle des www verengt sich auf unsere Bereiche: Wir befinden uns in einer „Blase“, in einem virtuellen, sehr begrenzten Raum, dessen Enge wir oft übersehen. Und so lesen wir doch gerne wieder mal eine Zeitung oder zappen im Fernsehprogramm umher – um auf Neues zu stoßen.

    Wir genau hinschauen, sind wir es selbst, die diese „Blase“ erzeugen – unser Internet spiegelt uns quasi uns selbst: Zeig mir dein Internet und ich weiß, wer du bist… Und genau genommen befinden wir Menschen uns immer, auch offline ohne ohne www in unsere Blase der Wahrnehmung, Deutung und Wertung. Und Bewusstsein bedeutet an dieser Stelle, dass wir das wissen: Unsere eigenen Erfahrungen, unser Wissen, unsere Moral, unsere Ethik, unsere körperlichen Wahrnehmungen gehören erst einmal nur zu uns selbst – oft genug gehen wir davon aus, dass unser Innenleben selbstverständlich ist und von allen anderen Menschen geteilt wird…

    Der Buddhismus nennt es „Anhaftung“, wenn wir uns selbst mit diesen Dingen identifizieren: Wir sind dann voller Wut, wir sind voller Überzeugung, wir sind voller Glück… Vor allem gibt es da keine Distanz zwischen Erfahrenem, Gefühlten oder Gedachten. Aber auch das sind nur (mächtige) Blasen.

    Im Yoga-Mantra „SoHam“ konzentrieren wir uns auf den Raum unseres Bewusstseins um diese Blasen herum. Je größer der Raum der nicht-wertenden Wahrnehmung, desto kleiner werden diese Blasen. SoHam – wir sind der Raum, in dem das alles Geschieht. SoHam – wir sind nicht das, was in uns geschieht. SoHam – ich bin dieses und SoHam – ich bin auch Jenes. Anders als in einer klassischen Psychotherapie (Yoga ist dafür kein Ersatz), richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf diese Blasen, auf bestimmte Themen, sondern auf den Bewusstseinsraum drumherum. Dieser Raum ist die Quelle von Glück, Zufriedenheit, Gelassenheit…

    Auch in der Atemübung kann uns dieses Mantra helfen, diesen inneren Raum zu finden zu vergrößern. So – atme ein, Ham- atme aus. Das „m“ verklingt in der Stille und Ruhe. Wiederhole.

    Nehmen wir etwas davon in diese Yogastunde, in die Asanas und in die Konzentrationsübungen: Raum.

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    Wenn die Ruhe Un-Ruhe erzeugt…

    In der Corona-Zeit ist viel Ruhe entstanden – viele Möglichkeiten zur Gestaltung des Alltags sind begrenzt und nicht wenige Menschen erleben in dieser möglichen Ruhe eine große Unruhe, die sich auf viele Arten Ausdruck verschaffen kann.

    Und viele von uns erleben eine innere Unruhe, wenn es in den Yogastunden zu den Konzentrationsübungen kommt. Immer wieder, mehr oder weniger, praktizieren wir das das Zurückziehen der Sinne, die Konzentration, um in den Zustand der Meditation zu gelangen. Das ist Teil des 8fachen Pfades nach Patanjali.

    Wenn du ein Thema mit der (Un-)Ruhe hast, ist dieser Artikel vielleicht hilfreich für dich.


    Inhalt

      Etwas Theorie dazu

      Ruhe – RIP, Rest in peace?

      Wenn Patanjali festhält, dass es das Ziel des Yoga sei, „die Wellen im Geiste zur Ruhe kommen zu lassen“, ist das eine echte Ansage für uns Europäer, die mit dem „cogito, ergo sum“ aufgewachsen sind („Ich denke, also bin ich“). Das zur-Ruhe-Kommen unserer Gedanken wäre dann quasi ein existentieller Untergang, eine Art Selbstmord: RIP – rest in peace. Wir sind es doch gewohnt, Gedanken zu haben, die Dinge der Welt zu bewerten und Pläne zu schmieden – wer möchte darauf schon verzichten und wer sind wir, wenn wir nicht denken? Ruhe und Stille lassen sich so kaum aushalten und das eigentlich gewünschte „Abschalten“ ist kaum erreichbar – unsere „Wellen im Geiste“ haben irgendwie auch Vorrang, zumindest sagt uns unser Geist uns das oft.

      Nimm dir jetzt zwei Minuten Zeit, einfach zu sitzen. Ein paar ruhige Atemzüge…

      Die Spannung braucht die Entspannung

      Unser Nervensystem kennt mit dem Sympatikus und Parasympatikus zwei Funktionen: Die Anspannung und die Entspannung – Sonne und Mond („Ha und Tha“ im Hathayoga), vita aktiva und vita passiva (Hannah Arendt), Machen und Loslassen, Steuern und Geschehenlassen, Wachsein und Schlaf.

      Und intuitiv wissen wir, dass Entspannung, Passivität, Loslassen, Geschehenlassen und Schlafen eine eigene Kraft besitzen, auch wenn wir in diesen Zuständen nichts kontrollieren können. Und weil wir es gewohnt sind, zu kontrollieren, wehren wir uns innerlich – auch gegen unsere Vernunft – gegen diese Zustände.

      Nimm dir jetzt zwei Minuten Zeit, einfach zu sitzen. Ein paar ruhige Atemzüge…

      In der Ruhe liegt die Kraft – Vertrauen!

      Ich möchte Patanjali hier kommentieren: Ziel der Yogaübungen ist es, den Geist zur Ruhe zu bringen, DAMIT eine eine andere Kraft wirksam werden kann – Ruhe ist also nicht der Endpunkt, sondern der Beginn von etwas Anderem.

      „In der Ruhe liegt die Kraft“ – wir kennen das. Ein guter Schlaf, und der Schnupfen und der Stress ist weg. Eine gute Urlaubspause, und die Gedanken sind wieder klar und neue, frische Ideen kommen. Re-Creation. Auch nach einer gelungenen Yogastunde.

      Nimm dir jetzt zwei Minuten Zeit, einfach zu sitzen. Ein paar ruhige Atemzüge…

      Was kann ich tun, wenn die Übungen in Richtung Stille und Ruhe eine Unruhe erzeugen?

      Beschäftige dich intellektuell mit diesem Thema

      In den Yamas und Niyamas von Patanjali taucht der Rat auf, sich mit den alten oder guten Schriften zu beschäftigen: „Meditation für Dummies“, „Jetzt!“, „MBSR“ oder ältere Schriften können dich – wie dieser Artikel auch – auf eine andere Spur bringen.

      Übe den „ruhigen Beobachter“

      Wenn du Stille übst, Konzentration oder Meditation – kannst du die Unruhen mit einem ruhigen Geist beobachten. Du kannst dich von der Unruhe davontragen lassen, du kannst sie aber auch achtsam eine Zeit lang beobachten. Das macht einen großen Unterschied!

      Vielleicht leitet deine Yogalehrerin gerade eine andere Übung an und du kannst nicht folgen – ändere die Übung für dich um: Erkunde die Unruhe und erlaube ihr, da zu sein. Gib ihr einen großen Raum.

      Das ist eigentlich der Königsweg: Was da ist, darf da sein.

      Sprich darüber

      Das Gespräch hat eine eigene Kraft. Deine Yogalehrer*innen stehen dir jederzeit zur Verfügung.

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      Inspirationen Geist, Lars

      Buchtipp: „Lieblosigkeit macht krank“ – Gerald Hüther

      Die erste, schon lange verfolgte Entdeckung des Buchautors und Neurologen Gerad Hüthers ist das unglaubliche Potential, mit dem Menschen auf die Welt kommen.

      Daneben stellt er auch fest, dass unsere Potentiale jederzeit entfaltet werden können, weil unser neuronales System grundsätzlich formbar ist (Neuroplasrizität).

      Zur Potentialentfaltung gehört die eigene Entscheidung zur Veränderung sowie ein förderliches, liebevolles Umfeld: Das Konzept der Potentialentfaltung findet Beachtung nicht nur in der individuellen Lebensführung, sondern auch in Schulen und Unternehmen.

      In diesem Buch „Lieblosigkeit macht krank“ blickt Hüther mit diesem Ansatz der Potentialentfaltung auf das Thema Gesundheit: Alle Organismen haben das angeborene Potential zur Gesundheit – allein der Mensch erschafft sich selbst ein Umfeld, das ihn selbst einengt und krank macht. Unsere Zivilisationskrankheiten sind nicht per Virus auf uns übertragen – die erschaffen wir selbst.

      Wenn unsere vielen Impulse, Emotionen und Bedürfnisse gehört und beachtet würden und ganz natürlich in unserem Leben vorkämen, wären wir körperlich und seelisch im Gleichgewicht: gesund. Das wäre ein liebevoller Umgang mit sich selbst, der sich sofort auswirken würde auf unseren Umgang mit anderen Lebewesen und der Natur. Und so entstünde eine menschliche Gemeinschaft, in der das alles selbstverständlich wäre. Wir können schon jetzt damit beginnen.

      Woher kommt die Lieblosigkeit, mit der viele Menschen sich um den Preis ihrer Gesundheit und Entfaltung von ihren lebendigen Impulsen abschneiden? Geschichte, Kultur, gesellschaftliche und ökonomische Vereinbarungen, die noch unbewusst in uns wirken. Ein spannendes Feld: Lieblosigkeit erzeugt Spannungen und Stress – die biologischen Mechanismen der Selbstregulation und Selbstheilung (Immunsystem) kommen aus den Takt.

      Der Schlüssel ist also die liebevolle Achtsamkeit, zu der Gerald Hüther in diesem Buch einlädt.

      Und unsere Einwände „dazu ist keine Zeit“, oder „das geht nicht“ könnten deutliche Zeichen der unbewussten Vereinbarungen sein, aus denen wir uns hinaus ent-wickeln (entwirren) könnten.

      Viel Freude mit dem Buch!

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      Inspirationen Körper, Inspirationen

      Wunderwerk Körper – in Dankbarkeit…

      Dein Körper kam ins Dasein, als zwei menschliche Körperzellen – eine männliche und eine weibliche -bestens Lust- und Liebevoll zusammenkamen von Vater und Mutter: Der “Urknall” deines Daseins.!

      In atemberaubender Geschwindigkeit hat sich dein jetzt lebendiger Körper entwickelt auf der Grundlage von Lebensenergie und genetischer Information: Knochen, Sehnen und Muskulatur, Organe und Organsysteme, ein endokrines und ein neuronales System, das sich im Gehirn in verschiedensten Schichten verdichtet, sind entstanden. Nach rund 9 Monaten kam dein Körper auf die Welt.

      —- Fortsetzung folgt…

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      Inspirationen Geist, Inspirationen Ethik, Inspirationen

      Sprache schafft Atmosphäre

      In der Coronazeit (April 2021) lese ich im schulischen Kontext viele Mails und mir fällt auf, wie Sprache unbewusst eine Atmosphäre schafft, ein Klima, in dem Gefühle, Gedanken und Handlungen wachsen.

      Aus einem Test mit Kindern wird dein „medizinischer Eingriff“, eine Schule kann „ihrem pädagogischen Impetus nicht mehr nachgehen“, man ist zu diesem und jenem „gezwungen“ und man „bedauert sehr“ und „hofft“. Diese Worte an sich (bitte noch mal lesen) erzeugen eine gewisse Stimmung, nicht wahr? Ein Coronatest könnte auch ein „kollektives Nasenpopeln“ sein, man könnte sich darauf freuen, bald wieder das Potential der Pädagogik für die Kinder auszufahren, man könnte sagen, dass wir Verantwortung übernehmen für andere und sie nicht anstecken wollen (mit Husten, Hepatitis, Corona oder Läusen). Die aktuelle Coronazeit ist sprachlich sehr interessant.

      Wenn wir die Yamas und Niyamas auf unser Sprechen beziehen, werden wir bewusster für die Wirkung unserer Worte und unseres Stimmklangs. Unser Umgang mit Sprache wird achtsamer und wir könnten in der Yogastunde und im alltäglich miteinander bewusst eine gute Atmosphäre schaffen, ein Klima, in dem gute Gefühle, Gedanken, Handlungen und Menschen wachsen.

      Probiere es mal aus: Notiere dir 5 positive Wörter, an die du dich heute mehrmals erinnern möchtest, die du heute mehrmals im Kontakt mit anderen nutzen möchtest. Beobachte, was passiert.