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Inspirationen Geist, Inspirationen

Yoga auf Dauer genießen…

Im Laufe der Zeit erleben wir das, auch wenn wir mit sehr enthusiastisch angefangen haben:

Die Übungen kommen uns langsam bekannt vor und etwas Langeweile zieht ein. Dazu ein paar trägere Tage, an denen man nicht Yoga üben mag – es entsteht ein Abstand. Was man erst so liebte, verliert seine Farbigkeit, sein Feuer. Doch irgendwie erinnern wir uns gut an die vielen positiven Effekte der Yogastunden und irgendwie wollen wir auch wieder dorthin zurück – aber wie? Was können wir tun, um unsere Beziehung zum Yoga frisch zu halten (gilt das auch für andere Lebensbereiche?)?

  • Routine unterbrechen: Eine Auszeit, die wir bewusst anders gestalten z.B. mit einer anderen „Sportart“ kann Wunder wirken. Halte deinen Blick aber noch auf das Yoga: „Was ist der Unterschied zwischen Basketball und Yoga?“ (;-) Manchmal entsteht so ein neues Feuer.
  • Routine verändern: Ein – etwas beharrlicherer – Weg ist es, nicht das Yoga zeitweise zu verlassen, sondern die Routine bewusst und leicht zu verändern. Das können veränderte Übungsabläufe sein oder unterschiedliche innere Aufgaben, die wir uns stellen: Heute übe ich, während der Stunde private Pausen zu machen, auch wenn die anderen „am Ball“ bleiben. Oder: Heute halte ich die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit auf den Atem. Theoretisch Veranlagte können ihr Nachdenken und Lesen mal von der Yogaphilosophie zur Anatomie, zu den Yamas und Niyamas… lenken und neue Gebiete erforschen. Vielleicht probieren mir mal eine andere Yogalehrerin / einen anderen Yogalehrer oder Yogastil aus? Ganz sicher ist dieser beharrliche Weg empfehlenswert, wenn wir unseren Geist zur Ruhe bringen wollen.
  • Gourmet-Fokus innen: Kein Hobbygourmet verliert die Lust am Essen oder argumentiert damit, dass er Kartoffeln schon unzählige male gegessen hätte. Er ist konzentriert auf die besondere Zubereitung dieses Gerichts. Er zelebriert sein Essen, dass er gewiss nicht vor der Tür eines Fastfood-Restaurants hinunterschlingt: Augen und Nase und Herz essen mit. Ähnlich könnten wir unser Yoga zelebrieren, unsere Achtsamkeit auf diese Praxis jetzt legen und uns bewusst dem Genießen zuwenden – jedesmal neu. Wie genau? Finde es für dich heraus.

Egal, was du gerade tust, schließe jetzt die Augen und mit jedem Atemzug lass das Thema „Genuss“ in dir groß werden. Dieser Atemzug… bewusst…

sportive woman with bicycle resting on countryside road in sunlight
Kathrin Wibbing, Inspirationen Energie, Inspirationen

Unser Atem – Neubeginn und Müllabfuhr


Atmung ist im Yoga ein essentieller Prozess: Als notwendiger körperlicher Vorgang, um Energie zu tanken und als Gegenstand der Konzentration und Meditation. Unter dem Begriff „Pranayama“ versammeln sich die vielen Übungen, die vor allem Atemübungen sind. Mehr von unserer Autorin Kathrin Wibbing findest du hier: https://w-in-flow.de/veroeffentlichungen/


Das Leben beginnt mit dem ersten Atemzug – ein Einatem. Nach der Geburt strömt zum ersten Mal
Luft in die Lunge und die Lungenbläschen füllen sich. Von diesem Moment an schenkt unser jeder
einzelne Atemzug Energie, die wir zum Leben benötigen – Lebensenergie bis zum letzten Atemzug;
wir beenden unser Leben mit einem Ausatem.
Dazwischen atmen wir täglich um die 20.000 Mal – viele dieser Atemzüge erfolgen unbemerkt. Die
Atmung ist ein Reflex des Körpers. Spannenderweise ist es die einzige reflexartige Körperaktivität, in
die wir bewusst eingreifen können. Wir können tiefer einatmen, den Atem anhalten und länger
ausatmen.

Vier Phasen des Atemens – Atmen als Powerfunktion

Unser Atem besteht aus vier Phasen:

  • Einatem als aktive Phase
  • Atempause in der Atemfülle – es entsteht mehr Energie im Körper
  • Ausatem als passive Phase
  • Atempause in der Atemleere – wir können loslassen und es entsteht mehr Ruhe im Körper

Mit dem Einatem kommt die Luft und damit die Energie in den Körper. Im Körper findet die
Zellatmung statt. Über das Blut gelangt der Sauerstoff in jede einzelne Körperzelle, die den Sauerstoff
aufnimmt. Mit dieser Oxidation entsteht Energie, die jede einzelne Zelle ernährt und belebt. Durch
den Ausatem werden Abfallstoffe aus den Zellen über das Blut nach außen abgegeben. Ungefähr 70%
aller Abfallstoffe des Körpers werden über die Atmung ausgeschieden – das ist mehr als über die
Haut (20%) und über die Verdauung (10%)! Damit ist der Atem eine echte Powerfunktion im Körper.

Die volle Yogatamung

Mit unterschiedlichen Atemtechniken können wir uns diese Powerfunktionen zunutze machen. Eine
umfassende Technik ist die Yoga-Vollatmung, um bewusst in eine vollständige Atmung zu kommen.
Lege dich auf den Rücken, lege die Hände auf den unteren Bauch und auf die Brust. Atme entspannt
aus – mit der Ausatmung sinkt der Bauch nach unten. Atme nun bewusst und tief ein – lass den Atem
als erstes in den Bauch fließen. Spür wie sich nach und nach dein ganzer Oberkörper ausdehnt: der
Bauch und die Brust erheben sich – selbst die Schlüsselbeine und Schultern heben sich und der Rücken
dehnt sich nach hinten aus. Lass anschließend die Luft aus deinem Körper herausfließen. Führe die
Atmung einige Minuten lang aus. Bleib abschließend noch einen Moment liegen und spüre nach.
Doch auch weitere Atemtechniken unterstützen dich. Wenn du mehr Energie benötigst, lege deinen
Fokus auf den Einatem. Benötigst du hingegen mehr Ruhe und Entspannung lege den Fokus auf den
Ausatem und verlängern diesen. Eine wunderbare Übung zum Detoxen und Reinigen ist Kapalabhati.
Lass dir diese Technik gerne von deinem Yogalehrer zeigen.

Wusstest du schon, dass

  • du mit einem langsamen tiefen Atemzug 6-10 Mal mehr Luft aufnimmst als mit einem normalen flachen?
  • unser Gehirn 80% des eingeatmeten Sauerstoffs verbraucht?
  • das Zwerchfell der größte Muskel im Körper ist?
  • du den Reinigungsprozess deines Lymphsystems durch bewusstes und richtiges Atmen um mehr als das Zehnfache beschleunigen kannst?

Atmung als Meditation

Neben diesen aktiven Atemtechniken kannst du den Atem auch dazu nutzen, in einen meditativen
Zustand zu kommen. In ein Leben im Jetzt. Dazu kannst du den Atem einfach beobachten.
Schließe deine Augen und beobachte deinen Atem. Spüre zum Einatem – der Einatem schenkt Energie.
Spüre den Luftstrom und damit die Energie an den Nasenlöchern, in der Kehle, im Brustbereich, im
Bauchraum – einfach nur spüren. Und mit dem Ausatem lässt du los. Mit dem Ausatem kannst du
alles Alte und Verbrauchte einfach an die Umgebung abgeben und loslassen. Lass den Ausatem bei
jedem Atemzug etwas länger und ruhiger werden. Nimm auch die kleinen Atempausen zwischen Einund Ausatem wahr. Beobachte anschließend den Neubeginn des Zyklus mit dem nächsten Einatem.
Führe diese einfache Übung jeden Tag ca. 7 Minuten durch und du wirst schon nach wenigen Tagen
spüren, dass du immer mehr in der Ruhe ankommst.
Das Schöne daran ist: Diese Übung kannst du wunderbar in den Alltag einbauen – 7 Minuten hast du
doch bestimmt für dich. Du kannst die Übung überall durchführen, wo du ein paar Minuten Ruhe
hast. Einfach entspannt hinsetzen, die Hände mit den Handflächen nach oben auf dem Schoß ablegen
und die Augen schließen.

Die Geschichte vom Holzfäller

Vielleicht kennst du die Geschichte vom Holzfäller, der jeden Tag versucht mehr Bäume als am
Vortag zu fällen. Es gelingt ihm aber nicht – ganz im Gegenteil: Er schafft jeden Tag weniger als am Vortag. Sind es am ersten Tag noch 18 Bäume, schafft er am 6. Tag lediglich zwei Bäume – obwohl er
geschuftet hat bis zum Umfallen. Er versteht die Welt nicht mehr, bis sein Vorarbeiter ihn fragt:
„Wann hast du denn deine Axt das letzte Mal geschärft?“ Die Antwort: „Die Axt schärfen? Dazu
hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen.“ [nach Jorge Bucay]
Nimm dir jeden Tag Zeit: Schärf deinen Verstand, um erfrischt und entspannt deinen vielfältigen
Tätigkeiten nachzugehen. Mit regelmäßigen Meditationen erreichst du genau das.


Wenn du dich für schöne Meditationstexte – unter anderem Atembeobachtungen interessierst,
schau gerne auf meiner Seite vorbei. Dort gibt es das Buch „Schöne Worte im Yogaunterricht“.
https://w-in-flow.de/veroeffentlichungen/

Namaste.
Deine Kathrin

Quellenangabe:
„Atemtechniken“ von Markus Schirner
„Praxisbuch Pranayama“ von Jana A. Czipin

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Schwingung – Resonanz – Spiel | Deine Musik in Deinem Leben

Manchmal können wir so herrliche Analogien ziehen und Anregungen und Impulse für das eigene Leben werden lebendig. Im Yoga wird oft von Schwingungen (Vibrations) gesprochen und Musiker haben sogleich konkrete Assoziationen. Also los, probieren wir es mal und denken es durch:

  1. Jedes akustische Musikinstrument erzeugt eine Anfangsschwingung, die einen oft kleinen, leisen Ton erzeugt: Die Gitarrensaite schwingt oder die kleinen Stimmbänder produzieren einen erst mal recht mageren Summton.
  2. Jetzt kommt etwas Spannendes hinzu – der Resonanzraum. Es sind die Räume, die die anfänglichen Schwingungen verstärken und lauter und schöner werden lassen: Der Gitarrenkorpus und – bei der Stimme – der Brustraum, die weite Kehle, der Mundraum, die Nasennebenhölen und die Stirnhöle.
  3. Und wenn diese Anfangsschwingung auf diese Weise verstärkt und veredelt ist, beginnen wir zu üben und Musik zu machen: Verschiedene Töne formen sich zu Rhythmen, Melodien und Harmonien. Wunderbar – so weit zur Musik.

Lass uns mal dieses Modell auf das eigene Leben und unsere Lebensgestaltung übertragen: Was ist meine eigene Schwingung, wo ist mein verstärkender Resonanzboden und welche Musik kann ich damit spielen? Hier kann ich nur Fragen stellen, mit denen du arbeiten kannst – vielleicht kannst du dich auch mit jemanden darüber austauschen (in Resonanz gehen) …

  1. Meine Anfangsschwingung: Was möchte ich tun? Was kann ich gut? Was möchte ich auf- und ausbauen?
  2. Mein stärkender Resonanzraum: Wem kann ich mich mitteilen? Wer schwingt ähnlich? Mit wem kann ich das vertrauensvoll besprechen? Wer könnte mich unterstützen und begleiten und könnte sich freuen über meine Begleitung?
  3. Üben, Spielen und Tun: Mit wem und für wem kann ich üben und spielen und tun? Wie bringe ich „meine Musik“ in die Welt für mich und für andere?

„Ins Wasser fällt ein Stein…“ – dieses Lied drückt ganz wunderbar aus, wie kleine Impulse erst kleine, dann große Kreise ziehen können.

Ich wünsche Euch viel Mut und Freude damit – wenn ihr mögt und es für euch an der Zeit ist – diese Idee für euch zu bewegen und sie zu teilen. Es ist wunderbar, wenn wir in uns angelegte Wünsche/Talente (Anfangsschwingungen) entfalten (verstärken) und zum klingen bringen (spielen). Dabei ist es nicht hilfreich, auf spätere Erfolge (Anerkennung durch andere) zu schielen und diese Anregung braucht Zeit und Geduld: Möge aber jede noch so kleine Bewegung eine geteilte Freude sein!

Deine Yogalehrer*innen stehen dir als Resonanzräume eigentlich immer zur Verfügung, deine Freund*innen, deine Projektpartner*innen und wenn nötig auch Coaches und Psychologen – keine Scheu!

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Mit Freude weiter üben – immer wieder neu: Verfeinern, Anfängergeist, Tiefe

Vielleicht kennst du das:

Du hast mit etwas Neuem begonnen und die Begeisterung ist überwältigend oder zumindest groß. Ein neues Gedankenthema, eine neue Sportart, ein neuer Beruf oder ein neues Hobby im weitesten Sinne. Du machst das eine Zeit lang und irgendwann hast du dich daran gewöhnt. Reden wir vom Yoga: Irgendwann fallen dir die Übungen leicht(er), die positiven Effekte haben sich eingestellt auf den verschiedenen Ebenen – körperlich, emotional, und intellektuell. Und das, was du erreicht hast, wird zum „neuen Normal“ und das Feuer (Agni) lodert weniger hoch. Gibt es da noch was? Und – völlig wertneutral – ergeben sich zwei Möglichkeiten: Gehst du in die Breite oder magst du in die Tiefe gehen?

  • Und dann möchten wir manchmal ein neues Feuer, eine neue Begeisterung und suchen und finden ein neues Hobby, ein neues Thema, eine neue Disziplin, eine neue Herausforderung, eine neue Partnerschaft und – im Yoga – eine neue Yogarichtung. Warum nicht, ist doch völlig okay. Natürlich. Wir gehen in die Breite und sammeln ganz viele (neue) Erfahrungen, fein.
  • In einem Buch über „Zen-Buddhismus“ bin ich über das Wort „Anfängergeist“ gestoßen: Auch bei einer konstant bleibenden Praxis bleibe ein Anfänger, kehre zurück zu deiner Neugier, untersuche deine Praxis noch genauer und bleibe bei deiner Praxis: Verfeinere deine Wahrnehmung und die Intensität. Wir gehen in die Tiefe und machen tiefe Erfahrungen. Die Veränderung findet nicht im Äußeren, sondern im Inneren statt, auch fein.

Je nach Alter und Mentalität werden wir von der „breiten Erfahrung“ zur „intensiven Erfahrung“ wechseln, abschnittsweise hier bleiben und dort hin gehen und doch ahnst du schon, wohin dich dieser Artikel einladen möchte: Irgendwann – egal wann – bleibe! Für die Musiker unter uns: Schön, wenn du 10 Instrumente ganz ordentlich bedienen kannst, doch irgendwann wird es Zeit, die Sprache der Musik und die Möglichkeiten deines Instrumentes wirklich intensiv zu erkunden – oder auch nicht (;-).

Im Laufe der (z.B. Hatha-)Yogapraxis wird es immer wieder zu Gewöhnungs- und Ermüdungserscheinungen kommen. Das ist völlig normal. Wenn du „in die Tiefe“ gehen willst, bietet dir der Yogaweg aber ganz viele Aspekte, die du in deiner Praxis betonen oder fokussieren kannst, sodass dein Geist genug Nahrung findet und nicht abschweift. Während du übst, kannst du dich mit so vielen Dingen auseinandersetzen – suche dir einen inspirierenden Lehrer / eine inspirierende Lehrerin, wenn du alleine „steckenbleibst“:

  • Apekte und Ziele im Bereich der Lebensführung (Yamas und Niyamas) mit der Möglichkeit, neue Ziele für dich zu entdecken, das alltägliche Tun wirklich in Übereinstimmung zu bringen mit dem, was du eigentlich wünscht.
  • Aspekte und Ziele im Bereich des Körpers (Asanas) in großer Dankbarkeit für dieses vielseitige und formbare und erlebbare Wunderwerk.
  • Aspekte und Ziele im Bereich von Emotionen und Gedanken mit neugieriger Beobachtung: Was passiert eigentlich in meinem Geist?
  • Aspekte und Ziele im Bereich der Möglichkeit zu klaren Erkenntnissen: Was weiß ich eigentlich wirklich und was spult mir mein Geist wie eine alte programmierte Schallplatte täglich fast unbemerkt ab?
  • Aspekte und ZIele im Bereich der „Wachheit“ – wie oft am Tag bin ich wirklich präsent und bewusst?
  • Und während du in diesen Bereichen arbeitest, stellt sich vielleicht auch die spirituelle Fragen nach dem „Wer bin ich“…

Wir haben in diesem Aufsatz betrachtet, dass wir „breite“ und/oder „tiefe“ Erfahrungen in allen Lebensbereichen machen können. Und du wurdest eingeladen, ein neugieriger und forschender „Anfängergeist“ in deiner Disziplin zu bleiben und dich darin zu üben. Der Yogaweg ist breit genug, immer wieder neue Aspekte neu zu erkunden.

Schön, wenn dich dieser Artikel zum „dranbleiben“ inspiriert.

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Weiblich&Männlich – Beziehungsgedanken

  • John Eldredge: Der ungezähmte Mann, Brunnen-Verlag
  • Raphael M. Bonelli: Frauen brauchen Männer. Und umgekehrt, Kösel-Verlag
  • Björn Süfke: Männer, erfindet euch neu – was es heißt, ein Mann zu sein, Mosaik-Verlag
  • Andrea und Veith Lindau: Königin und Samurai. Wenn Frau und Mann erwachen, Kailash-Verlag

eine Betrachtung jenseits von schwarz und weiß

Ja, es gibt schwarz und weiß – ganz selten nur reines schwarz oder reines weiß – und es gibt ganz besonders viele Schattierungen dazwischen. Wenn wir hier über weiblich und männlich nachdenken, legen wir keinen Menschen fest, beschreiben aber Eigenschaften, die durch die Forschung mittlerweile durchaus als typisch benannt werden.

Selbstredend hat jeder Mensch beide Anteile in ganz einzigartigen Mischungsverhältnissen.

Als Mann und Frau schuf er ihn (den Menschen).

Genesis 1, Bibel

Vom Nutzen der Betrachtung

Mögen diese Betrachtungen zur gegenseitigen Wertschätzung der beiden Aspekte führen und den Umgang mit der Unterschiedlichkeit erleichtern.

Ich denke, dass die Frage nach Weiblichkeit und Männlichkeit für unsere eigene Entwicklung wichtig ist, für die Gestaltung der Beziehung zwischen Mann und Frau und für die Frage des Umgangs mit uns anvertrauten. Besonders meine ich hier unsere eigenen Kinder. Aber auch Kindergärten und Schulen sollten bewusst mit diesem Thema umgehen.

Forschung und Bücher

Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich nicht in das Thema Männlichkeit und Weiblichkeit vertieft, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten irgendwie wahrgenommen und über die Beziehung dieser Möglichkeiten (in Begegnung mit anderen Menschen oder innerhalb der eigenen Person) wenig nachgedacht. Tatsächlich empfand ich da so einige Hindernisse, wie sie auch Björn Süfke im Bereich der psychologischen Forschung beschreibt: Man will ja nicht einseitig sein, Klischees bedienen, das Eine gegen das Andere ausspielen. So gibt es aber wunderbare Bücher zum Thema, die weder biologistisch in die Ecke drängen, noch Unterschiede verdrängen. Der Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli beschreibt sehr schön, wie beide Seiten – sich ihrer Begabungen bewusst – sich in gelingenden Beziehungen ergänzen können. Gleichzeitig legt er auch ganz eindrücklich durch viele Fallberichte dar, wie nahe der Weg zum Pathologischen ist, wenn die eine oder andere Seite sich isoliert entwickelt. Für die gemeinsame Entfaltung von Männlichkeit und Weiblichkeit werben auch Andrea und Veith Lindau, die in ihrem Buch diesen gemeinsamen Akt die „Co-Creation“ nennen. „Am Du wird der Mensch zum Ich“ (Martin Buber) – Erst an der Begegnung mit der Frau entdeckt der Mann den umfassenden Sinn seines Talents zur Männlichkeit. Und für Frauen gilt das Gleiche umgekehrt. (Bonelli) Im Anerkennen und Vertrauen in die jeweils andere Begabung wird unserer Generation, besonders den „Millenials,“ eine große Unsicherheit und Widersprüchlichkeit attestiert.

Wenngleich sich kein Setting schaffen lässt, in dem die sozio-kulturellen Bedingungen gänzlich ausgeblendet werden können, benennt die psychologische Forschung mit großer Sicherheit typisches Geschlechterverhalten. Bonelli grenzt diese Ergebnisse streng von Vorurteilen ab und rehabilitiert den Begriff des Stereotyps – viele Stereotypen konnten empirisch nachgewiesen werden. Das Bild, das wir von uns mehr oder weniger bewusst von Männern und Frauen machen, ist also gar nicht so unscharf, wie wir es so oft befürchten.

Der Psychater beschreibt die menschliche Konstitution mit den griechischen Begriffen Soma (Leib), Thymos (Lebenskraft, Gemütslage) und Noos (geistiges Erfassen). – die ersten drei Koshas in der Yogaphilosophie benennen die selben Ebenen (Körper, Emotionen, Gedanken). Anhand dieser drei Begriffe entfaltet er die männlichen und weiblichen Begabungen, arbeitet aber auch deren Schattenseiten heraus:

Er stellt dar, dass sogar auch die medizinische Forschung mittlerweile männliche und weibliche Körper endlich einzeln untersucht (die Körperzellen und Organfunktionen unterscheiden sich sehr: Ein weiblicher Organismus reagiert auf Medikamente anders, als ein männlicher. Ein weiblicher Schlaganfall äußert sich anders, als der gut erforschte männliche.

Bonelli fasst auch Erkenntnisse der Psychologie zusammen und beschreibt, dass auch die Gehirne von Männern und Frauen anders funktionieren und das Gefühlsleben sich unterscheidet. Frauen bedienen eher die weiße Substanz, Männer eher die graue Substanz: Frauen nehmen assoziativ war und lösen so Probleme, Männer nehmen eher spezielle Details war und haben bei der Bearbeitung von Problemen eher den „Tunnelblick“. Beide Arten haben da Vorteile. So hat man mittlerweile auch bei der Entwicklung von IQ-Tests dazugelernt und eher „weibliche“ Aufgabentypen hinein genommen. Bislang kamen die Designs eher den männlichen Fähigkeiten entgegen.

ein energetischer Zugang mit ähnlichen Feststellungen

Energetisch betrachtet scheint mir das weibliche Prinzip von unten nach oben zu fließen (Muladhara aufwärts) mit den entsprechenden Qualitäten und das männliche von oben nach unten (Sahasrara abwärts):

  1. Mudladhara: Sicherheit, Närend, Akzenptanz (Erde)
  2. Svadhisthana: Kreativität, Beziehung, Genuss (Wasser)
  3. Manipura: Ich-Stärke, Selbstbewusstsein, Willens- und Durchsetzungskraft (Feuer)
  4. Anahata: Liebe, Mitgefühl, Hingabe (Wasser)
  5. Vishudda: Kommunikation, Wahrheit, Zuverlässigkeit (Luft)
  6. Ajna: Erkenntnis, Ratio, Konzentrationsfähigkeit (Raum)
  7. Sahasrara: Spiritualität, Öffnung für „höheres“

Wenn man diese Eigenschaften nun von unten nach oben (weiblich) und danach von oben nach unten liest (männlich), kommt man zu Schwerpunkten in der Beschreibung der Geschlechter, wie sie auch Bonelli referiert:

  • Das männliche Prinzip ist eher rational, denkt gerne in Systemen und folgt dem Prinzip „Stärke“.
  • Das weibliche Prinzip steht mehr mit dem konkreten Leben, wie es ist, in Kontakt, denkt gerne assoziativ und folgt dem Prinzip „Fürsorge“.

Erstaunlich, wie nah uns die aktuelle Forschung (Stand 2019) zu den Aussagen der alten Lehren (auch Yin/Yang) bringt. Nochmal: Niemand ist nur so oder nur so. Wir sehen aber, dass Männer und Frauen sich oft anders verhalten, anders wahrnehmen, interpretieren und sich mit verschiedenen Dingen gerne beschäftigen.

Begegnung von weiblich und männlich

Bonelli beschreibt sehr schön, wie beide Geschlechter sich bewusst begegnen und bereichern können, sich gegenseitig ergänzen. Energetisch gesehen ist der Treffpunkt der Geschlechter im Anahata-Chakra. Es liegt genau in der Mitte der Energieströme.

Im Yoga gibt es (im Individuum) das gleiche Ziel: Die Begegnung und Erkenntnis von Energie und Bewusstsein, von Brahman und Atman, von Kundalini und Shiva.

Inspiration Seele, Inspirationen

Spiritualität: Körper, Geist und dann?

Kommen wir kurz zu einem wichtigen Punkt: Yoga und Spiritualität

In deiner Asana-Praxis hast du deinen Körper gekräftigt und dessen Beweglichkeit erhöht. Dir ist aufgefallen, dass er sich angenehm anfühlt. Beschwerden wurden gelindert und ein guter körperlicher Zustand von Gesundheit hat sich eingestellt. Vor allem hast du dankbar bemerkt, dass du einen wunderbaren und unendlich komplexen Körper hast, du aber nicht dein Körper bist.

Weiterlesen „Spiritualität: Körper, Geist und dann?“