healing music
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Über die Lehre der Leere

Als der Buddha nach seiner Erleuchtung gefragt wurde, was er gefunden hätte, antwortete er: “Frage nicht danach, was ich gefunden habe sondern frage, was ich verloren habe: Angst, Ego, Einsamkeit…”

(Gedächtniszitat)

Und es ist ja oft so, dass wir für Probleme die Lösungen suchen, für Streitereien einen Ansatz der Versöhnung, einen Weg zur Weisheit und Antworten auf unsere Fragen. Unser menschlicher Geist kann das gut und in den alltäglichen Dingen hilft uns seine Analyse oft auch weiter. Was für eine Erfindung: Der menschliche Geist!

Und wenn sich unser Geist mit Geschichten, Antworten und Lösungen füllt nennt er es “Identität” oder “Persönlichkeit”. Aus Erfahrung wird gesagt, dass dies ein “Schleier” sei, “Maya”, die sich stetig wiederhole und neue Erfahrungen nicht zulasse: Willkommen im Hamsterrad.

Wir alle kennen Momente der wunderbaren Selbstvergessenheit. Unser Kopf ist leer nach der Bergwanderung, beim Blick auf die Weite der Berge oder des Meeres… Eine erfüllende Leere, ein Gedanken-loses Sein im Moment. Ein Zustand der frei schwebenden, nicht gebundener Aufmerksamkeit, ein freies inneres Schwingen – dafür gibt es viele Begriffe. Nicht selten trägt uns eine gelungene Yogapraxis in diesen Zustand.

Und wenn wir diesen Zustand wieder verlassen, tauchen neue Inspirationen für unseren Alltag in uns auf – manchmal. Immer jedoch relativieren sich unsere alltäglichen Eindrücke und Erfahrungen. Was vorher noch eine brennende Frage auf Leben und Tod war, hat nun einen Platz im Ganzen gefunden.: “Gelassenheit” beschreibt es ganz gut.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, immer wieder “leer” werden zu können. Nur dann kommt die Klangschale zu ihrem vollen Klang, wenn sie nicht gefüllt ist…

woman standing between rocks
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Dazwischen…

Zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Gestern und Heute, zwischen den Jahren, zwischen dem Ein- und Ausatmen, zwischen dem “Ja” und dem “Nein” – dort findet unser Leben statt. Auf der Gradwanderung, zwischen dem Abgrund links und dem Abgrund rechts liegt unser Weg – klar und fest und deutlich. Und – Gottseidank – haben wir selten einen Abgrund links oder rechts (;-).

Mehr möchte ich gar nicht dazu schreiben… Nur eine Anregung.

rainbow clay
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Die Gnade der Emotionen

Wir alle kennen viele segensreiche Erkenntnisse der Psychologie zum Thema Gefühl – Gedanken – Tat. Aus einem Gefühl entstehen Gedanken und es folgen Taten. Menschen, die auf der Suche sind nach alternativen Reaktionsmustern auf bestimmte Situationen, finden hier tolle Begleitung. (Mal privat: Wer sucht denn nicht nach “alternativen Mustern” für bestimmte Situationen?)

Ishanath spricht hier sehr eindrücklich in der Sprache der Yogis über dieses Thema: Du “bist” nicht deine Gefühle, sondern du “hast” sie. Und sie möchten dir etwas mitteilen.

body of water under blue and white skies
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Meditation – schlafe ich, oder wache ich?

Alle, die z.B. in einer Yogastunde “Meditation” üben, kennen das: Manchmal fällt man selbst, oder die Nachbarin / der Nachbar fällt in einen süßen Kurzschlaf. Und am Ende der heutigen Yogastunde durften wir eine Teilnehmerin mit einem sanften Mantragesang wecken…

War das ein “Powernapp”? Das Ergebnis eines turbulenten Tages und der ruhigen Yogastunde danach (der wohlverdiente Schlaf)? Ein paar Gedanken zur Einschätzung, beruhend auf Patanjalis 8 Schritten (die letzten drei – in fett):

  1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
  2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
  3. Asanas – der Umgang mit dem Körper
  4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem, Lebensenergie
  5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen, Aufmerksamkeit nach Innen
  6. Dharana – Konzentration
  7. Dhyana – Meditation
  8. Samadhi – Verschmelzung mit dem Höheren

Meditation ist keine Übung, sondern ein Zustand, den wir vor allem durch Entspannungs- und Konzentrationsübungen erreichen können. Persönlich leite ich das in der Endentspannung so an: Progressive Muskelentspannung und Bodyscan. Konzentrierte Vorstellungen, die den Körper maximal ruhig und “schwer” werden lassen – er schläft. Dann maximale Konzentrationsübungen, die dann rasch komplett losgelassen werden. Unser Geist heftet sich an keine Vorstellung mehr. Er fließt losgelöst in die Weite und in die Stille, heftet sich nicht an Empfindungen oder Tagträume – das kann durchaus passieren. Verweilt unser Geist in dieser Stille, öffnet sich das Tor zum Zustand der Meditation.

Am Tor oder am Übergang folgen drei (mir bekannte) Türen – dass vollzieht sich zunächst unwillkürlich und nur die Übung, Gewöhnung und die Begleitung hilft, der “Wille” jedenfalls nicht:

  1. Emotionale und/oder Gedankliche Muster stellen sich ein – wir bleiben gebunden: Manchmal tauchen Gedanken auf, Gefühle oder innere Bilder. Es kann ein spannender Zustand sein, ähnlich dem “luzidem Träumen”. Dieser Zustand kann leider auch unangenehm sein, besonders bei Traumapatienten, die hier unbedingt eine genauere Anleitung (und Auswege) für diesen Zustand kennen lernen sollten: Bitte ansprechen! Persönlich kenne ich das Gefühl der neugierigen, erwartungsvollen Anspannung (da meldet sich der Wille). Egal, wie intensiv es läuft – der Geist bleibt gebunden. Immerhin: Du hast die Tür gefunden.
  2. Wir schlafen ein, weil Körper und Geist dieses “Herunterfahren” kennen (oder im Moment wirklich brauchen). Macht ja nichts, wenn uns die Anderen mit ihrem “Om” am Ende der Yogastunde zurückholen. Der “Schlaf der Yogis” hat eine besondere Qualität. Immerhin: Du hast die Tür gefunden.
  3. Wir betreten diesen Schlaf bewusst und aufmerksam – unser Geist hält einen gewissen energetischen Zustand bei und fällt nicht in “Morpheus'” Arme. Das ist der Zustand der Meditation – freie und ungebundene Aufmerksamkeit. Du hast die Tür geöffnet. Wenn wir diesen Zustand längere Zeit (aus-)halten können (und oft erleben wir, wie Emotionen und Gedanken den inneren Raum wieder füllen), geht er über in “Samadhi”, dem Ziel des Yoga.

Der meditative Zustand ist auch für den Alltag sehr verheißungsvoll: “Sind alle anderen wach, schläft der Yogi. Schlafen alle anderen, ist der Yogi wach“. “Wachsein und Schlafen” heißt dabei “unverhaftet aufmerksam”, nicht im Alltag gebunden, ruhend und wach zugleich. Entspannt und Handlungsfähig…

Wer mit diesem Blick die christliche Tradition durchsieht, kommt aus dem Staunen nicht heraus: “Der Herr gibt’s den Seinen im Schlaf…” (Psalm 127) oder “Wachet und Betet…” (Mt 26, 41).

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Kreativität – ein Zustand

Gerd Scobel bringt in seinem Youtube-Post verschiedene Facetten zum Thema Kreativität zusammen. Und sie wächst im Alltag, in der Beobachtung und im Exerperimentieren – in der Offenhenheit für die kleinen Dinge und im Umgang mit ihnen. Es geht nicht darum, dem eigenen Leben eine “große Wende” zu geben und auch nicht darum, schon morgen mit einer bahnbrechenden Idee zu glänzen. Der Zustand der Kreativität ist absichtslos, vertieft und flüssig – “wie ein Wasser, das bereit ist, in alle Richtungen zu fließen”. Danke für diesen Beitrag!

Zum einen beschreibt er Kreativität als Notwendigigkeit zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen (Probleme lösen), zum anderen zeichnet er sie als das Ergebnis eines offenen und Fließenden Zustandes des Geistes (Dasein). Wunderbar, wie er zwischen diesen Polen Aussagen der Wissenschaften und der (östlichen) Philosphien zusammenbringt.

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Spiritualität – Wahrnehmen der Lücken im Netz der Erkenntnis

Es gibt das Yoga der Hingabe (Bhakti), das Yoga des Körpers (Hatha, Kundalini), das Yoga des Klanges (Nada), das Yoga des selbstlosen Dienens (Karma)… und das Yoga des Verstandes (Jnana). Wege zur Gesundheit und zum Wohlsein gehören zu jedem Yogaweg, der in Richtung Selbstverwirklichung führt (dazu später mehr). Über Worte und Konzepte nachzudenken, ist der Bereich des Jnana-Yogas für diejenigen, deren Geist unruhig nach Antworten sucht und “kognitive Dissonanzen” zu überwinden sucht.

In diesem Sinne: Was ist Spiritualität?

Vorweg: Spiritualität heißt nicht, einer Religion, Tradition oder einer allgemeinen oder eigenen Phantasie zu folgen, die Ideen und Geschichten pflegt über die Dinge, die wir nicht wissen (Glaubenssysteme). Spiritualität ist auch unabhänigig von Kleidung, Accessoirs, Sprachduktus, Räucherwerk oder Musik. Sich in diesen Systemen zu bewegen und sich evtl. wohlzufühlen ist fein, aber nicht der Kern von Spiritualität. Traditionen, Psychologien und Philosophien sind aber oft gute Wegweiser – man studiert sie und geht dann weiter…

Spiritualität heißt, seine Aufmerksamkeit zu richten auf das, was jenseits des Physischen liegt. Unsere Sinne bringen uns in Kontakt mit der Welt um uns, unser Wissen und Denken ist erlernt und unser Fühlen ist eine Folge daraus. All diese Eindrücke (Samskaras) bestimmen unser Fühlen, Denken und Handeln in dieser Welt (Ego, Ich, Identität). Es liegt nahe zu sehen, dass die Natur dieser Eindrücke sehr begrenzt und kulturell/historisch bedingt ist. Aus dem anfänglich groben Wissen, Denken und Fühlen ist im Laufe der Menschheitsgeschichte ein sehr feines und engmaschiges Netz entstanden. Ich verstehe das aktuell moderne Verlangen von Mitmenschen, sich auf das anfängliche und grobe Wissen zu besinnen (“back to the roots”), doch das Wesen eines Netzes – wie weit oder eng auch immer – besteht in dessen Lücken. Auf einen “Rest des Messbaren” weist die Unschärfetheorie von Werner Heisenberg hin, den wir auch einfach im Bereich der Philosophie übernehmen dürfen: Es gibt Lücken.

Und diese Lücken könnten wir den Bereich der Spiritualität nennen. Wir füllen sie nicht mit Spekulationen, auftauchenden Phantasien oder tradierten Geschichten, sondern richten einfach unsere Aufmerksamkeit darauf. Diese Lücken scheinen gefüllt zu sein mit Zufällen, Chaos, Kreativität, Potential, Unvorhersehbarem und mit dem Phänomen des Lebens selbst – interessant, dass die Fragen “Was ist Leben überhaupt?”, “Wie funktioniert Leben?” und “Was ist Bewusstsein?” zumindest meines Wissens nach nicht beantwortet sind. In den Lücken unseres Netzes der Erkenntnis finden sich die größten Geheimnisse, die evident und sichtbar um uns herum gegenwärtig sind: Eine schöpferische Intelligenz, eine Energie, die Dasein, Leben und Bewusstsein ermöglicht. “Wer Augen hat zu sehen, der sehe…” – wir sehen das überall – auf der Straße, im Garten, im Wald, in unseren Mitmenschen, in unseren Kindern, im Armeisenhaufen, im Nachthimmel… überall.

Das Bedeutet Spiritualität: Eine verbindende Aufmerksamkeit auf das, was unser Geist auch mit technischer Hilfe nicht messen, fassen und interpretieren kann und ein Lossagen von vorgeschlagenen Lösungen und Geschichten – es tut weh, wenn Menschen sich fest machen in mehr oder weniger dogmatischen Gemeinschaften oder Glaubensgebäuden und sich darin verhäddern. Spiritualität drängt in die Weite, atmet Freiheit und weiß, dass jetzt Geglaubtes morgen überwunden werden wird. Sie erkennt Grenzen als selbst erschaffene Konstrukte und ent-grenzt sie: Gewahrsein und Wachstum.

Oben wurde das Wort “Selbstverwirklichung” als Ziel der Yogawege genannt: Natürlich gehen wir in der Frage des Überlebens mit dem Netz der Erkenntnis um, wir lernen das Material kennen und interessieren uns für die Knotenpunkte: Wie backe ich ein Brot und was muss ich wissen, um eine Rakete in den Weltraum fliegen zu lassen und wie war noch mein WLan-Passwort?…

Yoga lehrt aber, das auch einmal loszulassen und den mysteriösen (mystischen) Raum wahrzunehmen. Wenn wir das praktizieren, wird das in uns wachsen, was wir “menschlich” oder manchmal auch “göttlich” nennen: Wissen, Güte, Vertrauen, Energie, Liebe, Kreativität… Es wird sich von selbst in uns das realisieren, was in uns wunderbar angelegt ist ganz verschiedenen Ausdrucksformen und Blüten. Dazu ist es nicht nötig, Vorbildern zu folgen. Die Saat dazu liegt in jedem von uns – in jedem.

two man on a carriage with horse
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Was ist Yoga? Die Kutsche – ein wertvolles Bild

Ein wunderbares für unser Leben und Yoga hat sich im kollektiven Gedächtnis der Yogawelt gefestigt: das Bild der Kutsche. Zu einer traditionellen Kutsche gehören die Zugpferde, der Kutscher, der Wagen selber und natürlich auch ein Insasse des Wagens. Was das mit Yoga zu tun hat, folgt jetzt:

  • Der Wagen – das ist unser Körper, mit dem wir durch die Landschaften des Lebens ziehen. Es ist gut, wenn wir diesen Wagen pflegen, damit die Holzräder und Achsen lange halten. Manchmal sind auch Reparaturen nötig – besonders dann, wenn wir ständig „off Road“ fahren. IM YOGA PFLEGEN WIR UNSEREN KÖRPER UND ÜBEN NÜTZLICHE VERHALTENSWEISEN/ÜBUNGEN EIN.
  • Die Pferde – das sind unsere Antriebe, unsere 5 oder 6 oder 7 Sinne, unsere Lust oder Unlust, unser Spieltrieb, unser Verstand und unsere Emotionen… und wir wissen, dass „die Pferde mit uns durchgehen“ können, nicht wahr? Eine Kutsche kommt gut voran, wenn diese Pferde gut genährt, ausgeruht und in eine Richtung geführt sind. Wenn jedes Pferd in eine andere Richtung zieht, wird es anstrengend – aber voran kommt man so nicht. IM YOGA PFLEGEN WIR EINEN AUSGLEICH UNSERER ANTRIEBE (SATVA).
  • Der Kutscher – das ist unser „Geist“, wir selbst. Ein guter Kutscher weiß, wie er die Pferde in eine Richtung führen kann. Dabei hält er mal die Zügel fest in der Hand und regelmäßig kümmert er sich um die Pferde – freier Auslauf, Erholung. Ein „Durchpeitschen“, wie es unsere moderne Zeit zu verlangen scheint, kennt der Kutscher nicht. IM YOGA PFLEGEN WIR EINEN WEISEN UMGANG MIT UNS SELBST UND ZIEHEN DAZU EINE GRENZE ZWISCHEN KÖRPER, SINNE UND ANTRIEBE ALS BEOBACHTER.
  • Der Fahrgast – das ist unsere Seele. Sie möchte die Welt erleben – mal im Galopp und mal ganz langsam. Der Fahrgast möchte aber auch sein Ziel erreichen. Erreicht sie ihr Ziel nicht (gehen Wagen, Pferde/Energien und Kutscher zu Bruch), wartet sie auf die nächste Kutsche, um zuzusteigen (Reinkarnation).

Jetzt gibt es im Yoga zwei logisch aufeinanderfolgende Wege:

  1. Wir kümmern uns um die Kutsche und um die Pferde, mit Körper und Energie – so lange, bis sich das geschmeidig anfühlt: Niyamas und Yamas (Lebensführung), Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen als Energieübungen).
  2. Wir treten mit dem Fahrgast, der Seele direkt in Kontakt und entdecken, dass das Ziel zu jeder Zeit bereits erreicht ist: Pratyahara (Rückzug der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Zustand der Meditation) und Samadhi (Glückseligkeit und Eins-Bewusstsein).

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Mit Freude weiter üben – immer wieder neu: Verfeinern, Anfängergeist, Tiefe

Vielleicht kennst du das:

Du hast mit etwas Neuem begonnen und die Begeisterung ist überwältigend oder zumindest groß. Ein neues Gedankenthema, eine neue Sportart, ein neuer Beruf oder ein neues Hobby im weitesten Sinne. Du machst das eine Zeit lang und irgendwann hast du dich daran gewöhnt. Reden wir vom Yoga: Irgendwann fallen dir die Übungen leicht(er), die positiven Effekte haben sich eingestellt auf den verschiedenen Ebenen – körperlich, emotional, und intellektuell. Und das, was du erreicht hast, wird zum “neuen Normal” und das Feuer (Agni) lodert weniger hoch. Gibt es da noch was? Und – völlig wertneutral – ergeben sich zwei Möglichkeiten: Gehst du in die Breite oder magst du in die Tiefe gehen?

  • Und dann möchten wir manchmal ein neues Feuer, eine neue Begeisterung und suchen und finden ein neues Hobby, ein neues Thema, eine neue Disziplin, eine neue Herausforderung, eine neue Partnerschaft und – im Yoga – eine neue Yogarichtung. Warum nicht, ist doch völlig okay. Natürlich. Wir gehen in die Breite und sammeln ganz viele (neue) Erfahrungen, fein.
  • In einem Buch über “Zen-Buddhismus” bin ich über das Wort “Anfängergeist” gestoßen: Auch bei einer konstant bleibenden Praxis bleibe ein Anfänger, kehre zurück zu deiner Neugier, untersuche deine Praxis noch genauer und bleibe bei deiner Praxis: Verfeinere deine Wahrnehmung und die Intensität. Wir gehen in die Tiefe und machen tiefe Erfahrungen. Die Veränderung findet nicht im Äußeren, sondern im Inneren statt, auch fein.

Je nach Alter und Mentalität werden wir von der “breiten Erfahrung” zur “intensiven Erfahrung” wechseln, abschnittsweise hier bleiben und dort hin gehen und doch ahnst du schon, wohin dich dieser Artikel einladen möchte: Irgendwann – egal wann – bleibe! Für die Musiker unter uns: Schön, wenn du 10 Instrumente ganz ordentlich bedienen kannst, doch irgendwann wird es Zeit, die Sprache der Musik und die Möglichkeiten deines Instrumentes wirklich intensiv zu erkunden – oder auch nicht (;-).

Im Laufe der (z.B. Hatha-)Yogapraxis wird es immer wieder zu Gewöhnungs- und Ermüdungserscheinungen kommen. Das ist völlig normal. Wenn du “in die Tiefe” gehen willst, bietet dir der Yogaweg aber ganz viele Aspekte, die du in deiner Praxis betonen oder fokussieren kannst, sodass dein Geist genug Nahrung findet und nicht abschweift. Während du übst, kannst du dich mit so vielen Dingen auseinandersetzen – suche dir einen inspirierenden Lehrer / eine inspirierende Lehrerin, wenn du alleine “steckenbleibst”:

  • Apekte und Ziele im Bereich der Lebensführung (Yamas und Niyamas) mit der Möglichkeit, neue Ziele für dich zu entdecken, das alltägliche Tun wirklich in Übereinstimmung zu bringen mit dem, was du eigentlich wünscht.
  • Aspekte und Ziele im Bereich des Körpers (Asanas) in großer Dankbarkeit für dieses vielseitige und formbare und erlebbare Wunderwerk.
  • Aspekte und Ziele im Bereich von Emotionen und Gedanken mit neugieriger Beobachtung: Was passiert eigentlich in meinem Geist?
  • Aspekte und Ziele im Bereich der Möglichkeit zu klaren Erkenntnissen: Was weiß ich eigentlich wirklich und was spult mir mein Geist wie eine alte programmierte Schallplatte täglich fast unbemerkt ab?
  • Aspekte und ZIele im Bereich der “Wachheit” – wie oft am Tag bin ich wirklich präsent und bewusst?
  • Und während du in diesen Bereichen arbeitest, stellt sich vielleicht auch die spirituelle Fragen nach dem “Wer bin ich”…

Wir haben in diesem Aufsatz betrachtet, dass wir “breite” und/oder “tiefe” Erfahrungen in allen Lebensbereichen machen können. Und du wurdest eingeladen, ein neugieriger und forschender “Anfängergeist” in deiner Disziplin zu bleiben und dich darin zu üben. Der Yogaweg ist breit genug, immer wieder neue Aspekte neu zu erkunden.

Schön, wenn dich dieser Artikel zum “dranbleiben” inspiriert.

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Shambavi Mahamudra – eine bemerkenswerte “Augentechnik”

Durch die Asana-Praxis im Hatha-Yoga gelangen wir zu mehr Atem- und Körperbewusstsein und erreichen entspannte, meditative Zustände. Und irgendwann mag das Thema “Meditation” in deiner Praxis eine Rolle spielen und von “Mudras” hast du vielleicht auch schon etwas gehört. Mudras sind als Hand- oder Fingerhaltungen recht bekannt, “Maha-Mudra” hast du vielleicht auch schon einmal praktiziert. “Mudras” sind Energieverschlüsse, die die Strömungen von Ida und Pingala in Shushumna leiten (Kundalini).

Shambhavi Mudra gehört zu den 10 Mudras der Hatha Yoga Pradipika und auch zu den 32 Mudras der Gheranda Samhita. Shambhavi Mudra heißt wörtlich „die freundliche Mudra“, „das Siegel des Wohlwollens“. Es gibt viele Formen von Shambhavi Mudra.

https://wiki.yoga-vidya.de/Shambhavi_Mudra

Bei Shambavi-Mudra geht es um eine Augenhaltung, die du in verschiedenen Alltagssituationen schon oft intuitiv eingenommen hast. Wenn du einen schönen Duft bei geschlossenen Augen intensiv inhalierst, wenn du beim Nachdenken die Augen nach oben wendest oder wenn dein Blick in einem “Aha-Moment” automatisch nach oben gezogen wird. Vielleicht – wenn du das beim Lesen mal kurz mit einem Atemzug ausprobierst – erinnerst du dich an recht subtile, aber zugleich deutliche körperliche Wahrnehmungen, die im Hirnstamm nachweisbar sind und dem “dritten Auge”, “Agnia Chakra” zugeordnet werden.

Wie du Shambavi-Mudra übst und erleben kannst, beschreiben die folgenden Videos besser, als ich es schreiben könnte. Viel Freude damit!

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Lars, Geist-Wissen

Der Fall aus dem Paradies – mit Demut zurück…

Man kennt die Geschichte: Adam und Eva sind in das Paradies hineingestellt, welches “Gott” in der ersten Schöpfungsgeschichte so eingerichtet hatte, dass er selbst es “sah, dass es gut war” und “am siebten Tag” ruhen konnte. Doch Adam und Eva wurden von einer Schlange dazu verführt, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen und diese Erkenntnis, diese Unterscheidung zwischen “Gut und Böse” wurde ihre Verhängnis. Fortan waren sie, nachfolgend, die ganze Menschheit, aus dem Paradies geworfen in eine Existenz, die wir kennen und es folgte der “Brüdermord” zwischen Kain und Abel.

Viele Deutungen der beiden Schöpfungsgeschichten sind zu lesen, die sich oft nur innerhalb des mythologischen Stoffs aufhalten: Wer oder was war die Schlange? Wer hat zuerst in den Apfel gebissen? (Diese Frage ging historisch zu Ungunsten der Frau aus…) etc.

Wagen wir mal einige Gedanken, die über die Erzählung hinausgehen und hier nur skizzenhaft Anregungen für die eigene Lebensgestaltung geben können: Was ist passiert, dass wir das Paradies nicht mehr wahrnehmen? Wie können wir den Weg zurück beschreiten?

  • Vor der Schöpfung gab es das “Chaos”. Die Daoisten malen einen einfachen Kreis, der ALLES (ungeteilt) enthält – Ewigkeit. Manche nennen es die “Singularität”, theologisch: “Coincidentia oppositorum“.
  • “Gott” hat das Chaos, das vor der Schöpfung lag, durch Worte geordnet (“Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott”): Licht des Tages und Lichter der Nacht, Himmel- Erde, trockenes Land-Meere und Seen, Tiere des Himmels – Tiere der Erde und des Wassers. Die Daoisten malen das Yin/Yang-Symbol – einen geschwungen geteilten Kreis. Das Dasein, die Schöpfung bedeutet Gegensätzlichkeit: Hell-dunkel, Leben-Tod, Gesundheit-Krankheit. Das Eine geht ins Andere über: “Nichts ist beständiger, als der Wandel.” Das ist das Gesetz der Schöpfung: Die Dualität der Formen.
  • Und nun der Mensch, in Gottes Ebenbildlichkeit als Mann und Frau, als Adam und Eva: Er beginnt zu sprechen und ebenfalls zu unterscheiden besonders in “Gut und Böse”. Ja, das tun wir: Wir unterscheiden vor allem in den Kategorien von angenehm und unangenehm. Selbst “Gott” betrachten die einen als “gut”, die anderen als “böse” (“Wie konnte er das Leiden erschaffen?”). Aktuell (09/2020) wird öffentlich debattiert, ob “Gott” im Zuge der Gender-Diskussion nicht als “Gott*in” schriftlich bezeichnet werden sollte – wenigstens sind sich die Debattierenden nicht ganz sicher, ob “Gott” Mann oder Frau ist…

Man kann die Geschichte(n) so lesen: Weil der Mensch vom “Baum der Erkenntnis” gegessen hat, empfindet er sein Leben als einen Wechsel von “Gut und Böse”, von “angenehm und unangenehm” – so ist das und so wird es bleiben.

Rückwärts gelesen: “Höre auf, die Schöpfung, dein Leben, deine Mitmenschen und Ereignisse zu be- oder verurteilen – und du kehrst heim ins Paradies”.

Drei Gedanken dazu:

  • Ja, es ist richtig, wenn unser Geist sich engagiert, zwischen einer roten und einer grünen Ampel unterscheidet, nachhaltige Energiequellen erforscht und medizinisch Leiden minimiert. Unser “unterscheidender Geist” bringt viel Beachtenswertes hervor. Und es ist auch gut, wenn er unterscheidet zwischen “guten und bösen” Erfindungen.
  • Nein, es ist nicht richtig, wenn wir aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Einkommen, Prestige und Kultur Unterschiede zwischen uns Menschen/Lebewesen machen, wenn wir das, was die Natur hervorbringt bewerten als “gut oder böse”.
  • Ja, es ist gut, wenn unser unterscheidender Geist zur Ruhe kommt, sich in Demut übt, und die Schöpfung gut sein lässt.

OM Shanti!