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3.2 Raja Yoga – der 8fache Pfad nach Patanjali

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Satsangas von Sri M zum Ashtanga (8facher Pfad)

Table of Contents

    der erste und zweite Pfad: Yamas und Niyamas

    der dritte Pfad: Asanas

    der vierte Pfad: Pranayama

    der fünfte Pfad: Pratyahara

    der sechste Pfad: Dharana

    der siebte Pfad: Dhyana


    der achte Pfad: Samadhi

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    Hintergründe, Energie-Wissen, Geist-Wissen

    (Un-)Ruhe des Geistes

    Vielleicht hast du schon mal erlebt, dass eine Yogastunde, besonders wenn sie recht langsam fließt, einem ziemlich lang vorkommen kann, manchmal auch ziemlich kurz.

    Spätestens in der Endentspannung oder Meditation bemerkst du eine gewisse Unruhe auf körperlicher Ebene (es fällt schwer, ihn wirklich ruhig liegen zu lassen – die Nase juckt, der Körper will einfach nicht still sein…), auf emotionaler Ebene (irgendwie ein Unruhegefühl) und auf intellektueller Ebene (Gedanken und Ideen drängen sich auf, während man „zur Ruhe“ kommen möchte).

    Ich denke nicht, dass uns die ruhigeren Übungen des Yoga unruhig machen, sondern dass wir in der Ruhe unseren „normalen“ Zustand erfahren: Wir begegnen unserer Unruhe, die uns unbewusst durch den Alltag treibt. Diesem Zustand entfliehen wir oft durch sehr intensive Erlebnisse/Reize (Tanzen, Sport, konzentriertes Lesen, Rausch, Sexualität…) und wir bemerken, wie danach dieses Hintergrundrauschen sich langsam wieder einschleicht: Gefühle und Gedanken treiben uns von hier nach da, ins Gestern und ins Morgen und wir haben das Gefühl, nicht in die „Stille“, ins „Hier und Jetzt“ zu kommen und bemühen uns um die nächste „Pause“ davon. Dieser Kreislauf kostet viel Energie und nicht wenige von uns bemerken das.

    Unser Herz schlägt, unsere Lunge atmet, unser Gehirn denkt. Im Yoga wollen wir weder das Herz, noch unsere Lunge noch unser Gehirn ausschalten. Das Einzige, was wir zunächst üben, ist unsere Aufmerksamkeit direkt dorthin oder von dort weg zu lenken – wir entscheiden uns für die besondere Wahrnehmung der Gedanken oder dagegen, indem wir sie einfach sein lassen, so wie sie sind – sie gehören eben auch zum „Hier und Jetzt“. Aber wir können uns entscheiden, sie mit Energie und Aufmerksamkeit zu nähren, oder nicht, uns mit ihnen zu identifizieren, oder nicht, die Gedanken zu denken oder in der Rolle der Beobachtern / des Beobachters einfach nicht-wertend wahrzunehmen. Manchmal grummelt der Magen – manchmal grummelt das Hirn, mehr nicht.

    Und schon bald werden wir nicht mehr so sehr an unseren Gedankenaktivitäten hängen, so wie wir auch unsere Magenaktivität (oder Herz oder Lunge…)zumeist nicht besonders beachten müssen: In diesem Zustand kannst du bewusst deinen Intellekt benutzen oder ihn auch mal ruhen lassen.

    Es ist nicht möglich, die Wellen des Ozeans zu stoppen und es wäre töricht, das zu probieren. Aber du kannst lernen, auf diesen Wellen zu reiten oder eine Zeit lang zu tauchen oder dich genüsslich treiben lassen.

    frei nach John Kabat-Zinn
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    Geist - Übungen, Übungen, Geist-Wissen, Seele

    Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi

    Nach den ethischen Überlegungen (Niyamas, Yamas) und konkreten Übungen (Asanas, Pranayama) betrachten wir nun die geistig/spirituellen Dimensionen des Raja Yogas.

    • Pratyahara – Das Zurückziehen der Sinne (nach innen)
    • Dharana – Zustand der Konzentration als Folge von Pratyahara
    • Dhyana – Zustand der Meditation als Folge von Pratyahara und Dharana
    • Samadhi – Zustand des höheren Bewusstseins als Ergebnis des Yoga
    Geist-Wissen

    Fritz Riemann: Grundformen der Angst

    Viele Menschen erwünschen vom Yoga zu Recht und mit guten Ergebnissen eine Linderung oder Befreiung von körperlichen Schmerzen/Beeinträchtigungen. Ebenso aber spüren viele nach einiger Zeit, dass das System auch dazu einlädt, psychisches oder seelisches Leid zu überwinden, um Glück zu erfahren:

    lokāḥ samastāḥ sukhino-bhavaṁtu

    ein altes Mantra: Möge Harmonie und Glück für alle Welten sein. Mögen alle Wesen der Welt glücklich sein. Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren

    Ängste machen äng (eng), schränken unsere Möglichkeiten ein. Wenn sie akut oder latent wirksam sind, bringen sie uns in die Flucht (Ablenkung, Süchte…), in den Rückzug (Regression) oder aber wir stagnieren. Wie schön, dass wir uns toller Inspirationen bedienen dürfen.

    Diese kleine Arbeit über Fitz Riemanns „Grundformen der Angst“ möge dir Appetit machen, deine Angst zu verstehen und vor allem zu spüren, dass du damit niemals alleine bist. Viel Freude beim Lesen und vielleicht auch beim weiterforschen.

    • über die Anerkennung des Leidens (Buddhismus und Psychotherapie)
    • zwei Wege, mit dem Leiden umzugehen (Durcharbeiten, Loslassen)
    • 4 Herausforderungen und 4 Grundängste
    • positiv gedreht: 4 Begabungen

    über die Anerkennung des Leidens

    Die erste der vier edlen Wahrheiten Buddhas beschreibt das Leid als einen unausweichlichen Aspekt unseres Lebens.

    „Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Aneignungen sind Leiden.“

    aus: Dalai Lama: Die Vier Edlen Wahrheiten: Die Grundlage buddhistischer Praxis, Fischer-Verlag 2014

    Und natürlich beschäftigt sich auch die Psychotherapie mit dem Leiden von Menschen als eine Grunderfahrung. Fritz Riemann beschreibt in seinem Buch „Grundformen der Angst“ (1961) die Unausweichlichkeit der Angst (als eine Form des Leidens), die sich zwangsläufig aus der Entwicklungsfähigkeit des Menschen ergibt:

    „Entwicklung, Erwachsen-werden und Reifen haben also offenbar viel zu tun mit Angstüberwindung, und jedes Alter hat seine ihm entsprechenden Reifungsschritte mit den dazugehörenden Ängsten, die gemeistert werden müssen, wenn der Schritt gelingen soll.“

    Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Ernst-Reinhard-Verlag

    zwei Wege, mit dem Leiden umzugehen

    In der buddhistischen Lehre – so scheint es mir – geht es vor allem darum die Anhaftung an den 5 Skandhas (Eindrücke des Körpers, der Gefühle…, vgl. die 5 Koshas) zu überwinden: LOSLASSEN. Wer das Wesen der Gefühle und Gedankenkonstrukte erkennt (transzendiert), wird den Schleier (Maya – die Kraft der Täuschung) lüften und frei sein. Leid und Angst sind in dieser Betrachtung nicht wesentlich und nur ein Teil unserer irdischen/physischen Existenz.

    Besonders in der Tiefenpsychologie, aus dieser Tradition kommt Fritz Riemann, geht es aber um das anschauen und inhaltliche durcharbeiten von Leid, von Ängsten mit denen wir gesund und ausgleichend umgehen können. Psychologen würden vermutlich manchmal davor warnen, das die östlichen philosphischen/religiösen Wege in die Verdrängung von Emotionen führen können und dann als Schatten uns doch nicht loslassen.

    Vermutlich sind beide Wege wichtig: Verstehen/Durcharbeiten und Loslassen. Vielleicht bedingt das Eine auch das Andere: Wenn ich es verstanden habe, kann ich es loslassen.

    4 Herausforderungen und 4 Grundängste – 4 Persönlichkeitsstrukturen

    • Individualität versus Gemeinschaft: Ein heranwachsender Mensch steht vor einer ersten paradoxen Aufgabe: Einerseits gibt es da den Drang, ein individueller und einzigartiger Mensch zu werden, andererseits ruft es ihn dazu, ein Teil einer Gruppe zu sein. Es entstehen zwei Grundängste: Die Angst davor, sich selbst zu verlieren und die Angst davor, die Gemeinschaft zu verlieren. Die übergroße Angst vor der Hingabe führt zum schizoiden Charakter, die Angst vor der Selbstwerdung führt im Extremfall zur Depression.
    • Veränderung versus Dauerhaftigkeit: Ebenso steht der Mensch zwischen dem Bedürfnis nach Veränderung einserseits und nach der Dauerhaftigkeit andererseits. Es kann eine Angst vor der Veränderung entstehen, die den zwanghaften Persönlichkeitstyp hervorbringt und eine Angst vor der Notwendigkeit/Dauerhaftigkeit, die zur hysterischen Persönlichkeit führt.

    positiv gewendet: 4 Begabungen

    Riemann beschreibt ganz eindrücklich das Erleben von schizoiden, depressiven und hysterischen und zwanghaften Persönlichkeitstypen, die Ursachen und die Probleme, die sich in der Liebesfähigkeit ergeben.

    Wir können das Ganze auch positiv drehen und von 4 Begabungen sprechen, um das Feld der Angst zu verlassen:

    • Die Begabung, bewusst ein einzigartiges, wertvolles Individuum zu sein.
    • Die Begabung, bewusst ein wertvoller Beitrag in der Gemeinschaft und in den persönlichen Beziehungen zu sein.
    • Die Begabung, bewusst Verlässliches und Dauerhaftes zu erschaffen.
    • Die Begabung, bewusst Neues zu erleben und Veränderung zu wagen.

    Einladung zur Arbeit mit diesem Wissen

    Selbst wenn wir alle diese 4 Pole kennen und auch Anteile an den entsprechenden „Verhärtungen“ haben, hat es bei dir beim Lesen vielleicht irgendwo besonders eingehakt und hier schließlich die Einladung, selbst weiter zu lesen und mit anderen drüber zu reden. Du kannst uns vor und nach den Yogakursen gerne darauf ansprechen.