Seele

Sat Chid Ananda – Vedanta Philosophie

In der yogischen Wirklichkeit der Vedanta-Philosophie ist unsere Seele untrennbar von der „großen Seele“ und direkt mit „dem großen Ozean“, der „Liebe“, der „Energie“ oder mit „Gott“ oder mit „Brahman“ verschmolzen. Unsere Seele ist Teil der Nicht-Dualität. Diese Quelle hat auch der Theologe Nikolaus von Kues als die „Coincidentia Oppositorum“ bezeichnet, als den Zusammenfall aller Gegensätze in die eine Kausalität, aus der sich der dualistische Kosmos entwickelte.

Damit die Seele die Welt erfahren kann, betritt sie das Reich der materiellen Welt in einem Körper. Nur über die Sinne kann sie mit dieser Welt in Kontakt sein. Diese Schöpfung ist der Bereich der Dualitäten, wie sie im chinesischen Yin&Yang beschrieben ist: männlich/weiblich, hell/dunkel, weich/hart, freudvoll/leidvoll. Hier erlebt die Seele die Manifestationen des Urklangs OM, der die Materie von den Gesteinen/Mineralien über die Pflanzen- bis in die Tierwelt erlebt. Als Mensch erlebt sie sich als eine vom Ursprung getrennte Individualität.

Im Zustand der Erleuchtung oder der Verbindung (Yoga) wird die Seele sich ihrer Verbindung zur Kausalität, zu Gott bewusst und kehrt heim. Sie erkennt die Verbundenheit aller Seelen in diesem einen großen Ursprung. Um diesen Zustand zu erreichen, lösen wir uns von allen Identifikationen: Körper, Gefühle, Gedanken, Konzepte…

Hintergründe

Die Wirkung von Yoga im Spiegel der westlichen Wissenschaften

Yoga beansprucht von je her, Gutes zu bewirken auf Ebene des Körpers, auf ebene der Gefühle und auf der Ebene des Denkens (vgl. Konzept der 5 Koshas).

Irgendwo auf Facebook kursierte eine Studie mit der Feststellung, dass Yoga nicht nur bei Beschwerden/Erkrankungen wirke, sondern auch für Gesunde von Vorteil sei. So witzig wie selbstverständlich dieses Ergebnis auch ist, um so mehr weist es auf eine erste Grundidee hin: Yoga kann bei akuten Beschwerden helfen, ist aber besonders auch präventiv zu empfehlen.

Es gibt zahlreiche Studien, die die Wirkung von Yoga weniger begründen, aber messen. Yoga-Vidya behält auf seiner Homepage da einen ständig aktualisierten Überblick, den ich hier nicht einfach wiedergeben möchte – die tolle Arbeit spricht für sich. Vielleicht aber eine kleine Systematik:

  • Körperlich: Yoga stärkt das Knochen/Gelenksystem, das System von Muskulatur/Bänder/Faszien sowie die verschiedenen Organsysteme bis hin zum Nervensystem.
  • Emotional: Yoga stabilisiert das emotionale Erleben.
  • Kognitiv: Yoga fördert die Fähigkeit zur Konzentration.

Insgesamt fördert Yoga das Erleben von Selbstwirksamkeit: Wir können aktiv Wesentliches für unser Wohlempfinden tun – eine wichtige Ergänzung, auch wenn dann und wann eine Operation oder eine „schnelle Pille“ nötig sein mag.

Deine Persönlichkeit, Ethik

Niyamas und Yamas

Die ersten beiden Stufen des Raja Yogas beschreiben ethische Regeln im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Diese kurze Zusammenfassung ist aus den Seiten von Yoga Vidya zusammengeschrieben, die sehr lohnenswert zu lesen sind und viele Alltagsbeispiele bereit halten.

Es lohnt sich, diese „10 (An-)Gebote des Yoga“ immer wieder zu vergegenwärtigen im Nachdenken oder in der Meditation, damit sie in dein Handeln fließen können.

Yamas – Umgang mit anderen

  • Ahimsa – Nichtverletzen: Ahimsa heißt nicht zu verletzen in Gedanken, Worten und Taten. Wir finden dieses Prinzip in allen Religionen: im Buddhismus, im Christentum, Judentum, Konfuzianismus und eigentlich überall.
  • Satya – Wahrheit / nicht Lügen: Satya heißt Wahrhaftigkeit. Sat heißt Wahrheit, Satya ist Verhalten, das aus der Wahrheit kommt und zurückführt zur höchsten Wahrheit. Satya heißt natürlich „nicht lügen“, nicht schwindeln. Es heißt aber auch, dass du nicht jede unangenehme Wahrheit aussprechen musst.
  • Asteya – Nicht Stehlen: Asteya bedeutet, keine materiellen oder ideelen Güter von anderen zu nehmen, sie für sich zu behalten oder im eigenen Namen weiterzugeben oder zu verkaufen.
  • Brahmacharya – Selbstbeherrschung / Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten: Brahmacharya bedeutet sich irgendwo einzuschränken, um ein glücklicheres Leben zu haben und um sich spirituell entwickeln zu können. Man verzichtet auf Gewalt als Ausnutzung von Machtposition und man verzichtet auf Bedrängen, Stalking und so weiter und man verzichtet auch auf verschiedenstes Ausnutzen von Gelegenheiten zum Wohl einer langfristigen Beziehung.
  • Aparigraha – Nichtannehmen von Geschenken / Unbestechlichkeit: Aparigraha heißt Unbestechlichkeit, Nichtansammeln und Abwesenheit von Gier. Aparigraha bedeutet hingegen nicht, so ganz persönliche Geschenke, wie sie in Indien beispielsweise gern einander jenseits von Bestechung gegeben werden, anzunehmen. Denn das ist Dana und wiederum etwas Gutes. Genauso kann man dem Partner, der Partnerin etwas schenken, seien es Blumen oder Obst oder anderes. Kinder geben ihren Eltern Dana, die Kollegen geben sich etwas und so weiter. Dies entspricht Verbindung und Liebe.

Niyamas – Ethik im persönlichen Lebensstil

  • Saucha – Reinheit: Habe ein sattviges Leben, ein klares Leben.
  • Santosha – Zufriedenheit: Habe Zufriedenheit im Sinne davon, das Beste aus allem zu machen und aus jeglicher Opferrolle und dem Beklagen zu gehen und hinein in Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung.
  • Tapas – Enthusiasmus, Überzeugung, Hingabe, Glut, Feuer: Nimm an und gestalte. Bring Energie hinein in das, was du tust und tue das was du tust mit Freude. Aber mache auch weiter, wenn dir die Dinge vorübergehend keinen Spaß machen. Mache auch bewusst solche Dinge, die dir nicht gefallen, um nicht abhängig zu sein von Mögen und Nicht Mögen.
  • Swadhyaya – Selbststudium (Introspektion, Selbsterkenntnis), Studium alter Schriften: Studiere dich selbst und lerne deine Stärken und Schwächen kennen – die Quellen deiner Motivation – lass dich davon nicht zu sehr beeinflussen. Lies selbst die Schriften und richte dich auf das höchste Selbst aus.
  • Ishvara Pranidhana – Hingabe an Gott: Kultiviere eine Beziehung zu Gott. Tue alles, was du tust für Gott. Bitte um Gottes Führung und vertraue darauf, dass Gott dir die Aufgaben gibt, die nötig sind, die dir Kraft geben, das zu tun, was zu tun ist und dass Gott sogar durch deine Fehler wirkt.
Hintergründe

Was ist Yoga eigentlich?

Also hier ein Versuch zur Frage „Was ist Yoga eigentlich“ in vier Punkten:

  • Yoga ist alles, was Dich langfristig erhebt! Ob Du das möchtest, ist Deine Entscheidung.
  • In der uralten Tradition des Yogas hat man dazu alles Mögliche verfeinert und kultiviert, was wir Menschen tun können: Bewegen, Ernähren, Fühlen, Lieben, Singen, Tanzen, Denken, Heilen, Glauben. Wir alle wissen, was passiert, wenn wir uns nicht bewegen, uns schlecht ernähren und wenn unser Denken und Fühlen eher in Richtung Alltag und Trübsal tendieren… Viele Forschungsergebnisse aus den Bereichen Medizin, Orthophädie, Psychologie und der Glücksforschung (etc.) zeigen, dass Tradition und Moderne in unserer Zeit durchaus zusammen gehen können.
  • Die vielen alten Anleitungen und Übungen wollen uns einen schnörkellosen und raschen Weg weisen in Richtung Gesundheit, Zufriedenheit, Glück und Selbsterkenntnis: Diese uralten Wege haben verschiedene Namen: HathaYoga, BhaktiYoga, KarmaYoga, KundaliniYoga, JnanaYoga, NadaYoga. Diese traditionellen Yogarichtungen haben eine unglaubliche Vielzahl von modernen Yogastilen inspiriert, die mit tausenden von Namen die Übungen benennen und zusammenstellen. Das kann etwas verwirrend sein…
  • Yoga ist nicht mehr und nicht weniger: Eine ganzheitliche Anleitung in Richtung Gesundheit, Zufriedenheit, Glück und Selbsterkenntnis. Sie lehrt, diesen Weg selbstständig zu gehen, ohne auf äußere Umstände angewiesen zu sein.

Probier es aus!